Longenkurs – Erfahrungsbericht Teil 3: “Lass ihn raus”
Die vergangenen Wochen mit regelmäßiger Arbeit nach dem Longenkurs haben eine solide Basis geschaffen.
Die Probleme mit der eigenen Koordination sind nahezu verschwunden und das Pferd ist vom ersten Moment an bereit, sich in Stellung führen zu lassen.
Longieren von Pferden – Ein Longenkurs – Erfahrungsbericht
Das Anschraten ist solide geworden, Granat hebelt sich nicht mehr raus und bleibt in einem ruhigen Trab an meiner Seite – gestellt und mit tiefer Nase.
Obwohl ich nur ein bis zwei mal pro Woche nach dieser Methode arbeite, stellen sich Erfolge schnell ein. Versteht das Pferd erst einmal, wie es besser laufen kann, werden die nächsten Schritte wesentlich einfacher.
Zudem helfen Tipps und Anregungen aus dem Forum von Babette Teschen weiter. Viele Fehler sieht man auch selbst, wenn man sich einmal filmt.
Die eigene Körperhaltung beim Longieren
Bei meiner eigenen Haltung musste ich lernen, dass man den Oberkörper noch mehr in die Bewegungsrichtung drehen muss. Dadurch kommt das Pferd in die richtige Stellung, sonst ist es meist etwas zu wenig, was man fordert.
Mit den eigenen Schultern in die Bewegungsrichtung und einem Blick weit nach vorn werden die eigenen Bewegungen gleichmäßiger und flüssiger. Das Pferd kommt schon mit und wird dadurch ebenfalls wesentlich leichter in der Bewegung. An diesen Körperhaltungsfehler muss ich mich allerdings stets erinnern und immer wieder daran arbeiten.
Seitwärts zum Übertreten
Als nächster Schritt stand das Übertreten im Vordergrund. Hierbei soll man in der Bewegung ‚einfach’ den Kopf des Pferdes weiter rum nehmen, quasi mit der Stirn auf den eigenen Bauch. Dabei bleibt man in der Vorwärtsbewegung und das Pferde verlagert mehr oder weniger automatisch seine Bewegung in Richtung Untertreten bzw. Kreuzen der Hinterbeine.
Soweit die Theorie. Denn bei Granat hat das anfangs nicht funktioniert. Er ist mit seiner Brust auf meinem Bauch einfach weiter über seine äußere Schulter davon gelaufen. Eine Schrägstellung des Körpers war nicht zu erreichen, geschweige denn ein Ansatz zum Untertreten.
Der erste gute Tipp bei diesem Problem war der Blick auf die Hinterhand. Statt mich weiterhin nach vorne auszurichten, habe ich den Kopf des Pferdes vor meinen Bauch genommen und seine Hinterhand mit Blicken ‚weggeschoben’. Schon bei den ersten Versuchen hat Granat gut reagiert und Ansätze des Übertretens gezeigt. Allerdings habe ich dadurch leicht das Problem, dass ich selbst zu weit nach hinten komme und nicht mehr auf Höhe des Kopfes bleibe. Übungssache.
Der Knoten ist dann anscheinend bei unserer letzten Übungseinheit geplatzt. Auch hier habe ich seine Seitwärtsbewegung über den Blick auf die Hinterhand erwirkt.
Unbewusst habe ich allerdings selber meine Beine gekreuzt und bin so mit ihm seitwärts gelaufen. Eine kleine Änderung mit großer Wirkung. Granat hat das Übertreten dadurch zumindest einige Schritte lang in recht schön gezeigt.
Achtung beim Übertreten: Was ich teilweise erreicht habe ist ein Kreuzen. Das ist aber eine andere Übung und noch gar nicht erwünscht. Stattdessen soll das Pferd mit dem inneren Hinterbein möglichst weit über den Schwerpunkt hinaus in Richtung äußeres Vorderbein treten. Dadurch muss es auch die innere Schulter anheben, während man beim Kreuzen nur die Hinterhand beeinflusst.
Auf dem Weg zum korrekten Longieren
Während wir so schraten, FiSen (Abkürzung für Führen in Stellung) und übertreten, arbeiten wir uns dichter an unser Ziel, dem korrekten Longieren, heran. So war der Kommentar von Babette Teschen nach einem der letzten Videos das größte Lob der letzten Wochen: „Lass ihn raus.“
Gemeint ist, dass er nun so stabil beim Führen in Stellung und beim Anschraten läuft, dass wir die Distanz erhöhen können. Granat sollte also die ersten Schritte in Richtung longieren gehen. Und hat das auch gut gemeistert.
Ich habe die Longe erst mal nur ein Stück länger gelassen, vielleicht so 1,5 Meter. Ich bin also wie beim Schraten weiter mit ihm mitgelaufen. Stets mit meinen Oberkörper möglichst in Laufrichtung ausgerichtet. Auch beim Longieren soll der Mensch sich auf Höhe des Kopfes bewegen. Dies hat Granat allerdings eher ausgebremst, so dass ich eine Position etwas weiter hinten eingenommen habe.
Wichtig ist, dass das Pferd auch auf Distanz ein gleichmäßiges Tempo und die Stellung beibehält. Hebelt sich das Pferd raus oder schaut es nach außen, ist der Trainingeffekt nicht da und man sollte die Situation wieder verändern. Diese neue Bewegung ist für das Tier sehr anstrengend, so dass vor allem das raushebeln ein Zeichen der Ermüdung sein kann.
Dann lieber mal die Hand wechseln oder das Training beenden.
Bei Granat hatte ich stets eine leichte Anlehnung an der Longe. Kein Druck, aber sie hing auch nicht durch. Also durchaus vergleichbar mit der Anlehnung am Zügel. Allerdings ist das nicht das Endziel. Stattdessen soll das Pferd die Stellung beibehalten, auch wenn die Longe leicht durchhängt. Es soll sich selbst tragen und dieses neue Bewegungsmuster vollständig annehmen. Daher muss man beim Longieren immer mal wieder nachgeben und später die Stellung wieder einfordern, wenn das Pferd sie noch nicht von selbst halten kann.
Die nächsten Wochen werden wir diesen Weg weiter gehen und fleißig an uns arbeiten. Vielleicht kann ich dann beim nächsten Bericht sogar über unsere erste Galoppade schreiben.
—Alle Angaben ohne Gewähr—