Richtiges Verhalten mit dem Pferd beim Notfall im Gelände
Jeder Reiter sollte sich unbedingt Erst-Hilfe-Kenntnisse für Mensch und Pferd aneignen, um bei einem Notfall im Gelände richtig reagieren zu können.
Nichts ist schlimmer, als panisch reagierende Menschen, die kopflos sich und andere weiter in Gefahr bringen und vor allem die Pferde mit ihrer Panik anstecken. Sind Menschen gefährdet oder betroffen, müssen sie sich um diese als erstes kümmern, entgegen der Regel “Das Pferd geht vor” gilt hier Mensch vor Pferd! Es sei denn, durch freilaufende Pferde wären weitere Unfälle möglich. Laufen sie nicht dem verletzt davon galoppierenden Pferd hinterher, sie könnten es sowieso nicht einfangen, schauen sie als erstes nach dem gestürzten Reiter. Sollten sie zu mehreren sein, schicken sie ein oder zwei Personen hinterher aber nicht im gestreckten Galopp, das würde das flüchtende Pferd nur zu noch schnellerem Galopp animieren. Immer im gemäßigten Tempo, meist wird das Pferd langsamer und schaut sich nach seinen Artgenossen um.
Eine besonnene und erfahrene Person sollte das Kommando übernehmen und an weitere Personen Aufgaben verteilen, wie z. B. das Halten der Pferde, Hilfe holen und falls nötig das Sichern der Unfallstelle. Völlig fehl am Platz wären hier Diskussionen um Kompetenzen. Sind Kinder mit dabei, ist es wichtig, diese mit Hilfe einer anderen erwachsenen Person aus dem Unfallgeschehen heraus zu halten, deshalb sollten auch in jeder Kindergruppe mindestens zwei erwachsene Betreuer anwesend sein.
Aufregung und Stress verschlimmern die Situation, versuchen sie beruhigend auf den
verletzten Reiter als auch auf die Pferde einzuwirken. Erzählen sie dem Reiter etwas, lenken sie ihn ab bis Hilfe eintrifft. Bieten sie den Pferden etwas zum Fressen an solange sie noch Appetit haben, fressen hilft zu beruhigen und hindert an weiteren Bewegungen. Bewährt hat sich auch die Ohrspitzenmassage, drücken sie mit kreisenden und nach oben streichenden Bewegungen die Ohrspitzen. Hier liegen zahlreiche Akupressurpunkte, deren Reizung schmerzlindernd wirkt. Besonders effektiv ist diese Maßnahme bei Kolik. Zur Linderung von Schmerz- Angst- und Schockzuständen haben sich die “Bachblüten-Notfalltropfen” bewährt, sie sind rezeptfrei in der Apotheke erhältlich und haben eine beruhigende Wirkung. Andere schmerzlindernde Medikamente dürfen sie weder dem verletzten Reiter noch dem Pferd geben, nicht bevor der Arzt anwesend ist.
Beim Umgang mit dem verletzten Pferd achten sie darauf, dass sie sich nicht selbst in Gefahr bringen. Pferde die Schmerzen haben reagieren oft sehr heftig und unberechenbar. Hat das Pferd seine Verletzung realisiert und merkt, dass es nicht weglaufen kann, spürt es als Fluchttier instinktive Todesangst. Bringen sie sich aus dem Bereich der Hufe und der Beine und stellen sie sich nie direkt vor das Pferd sondern leicht seitlich neben den Kopf, reden sie ihm ruhig zu und seien sie immer auf heftige Reaktionen gefasst. Andere Pferde sollten aus der unmittelbaren Nähe aber nicht aus Sichtweite gebracht werden. Die Angst, von den Herdengenossen verlassen zu werden, bedeutet noch mehr Stress.
Und im Zeitalter des Handys sollte man diesen enormen Vorteil in Notfällen auch nutzen. Selbst wenn keine PIN-Nummer bekannt und das Guthaben aufgebraucht ist, die Notrufnummern können gewählt werden.