Nierenerkrankung beim Pferd: Symptome, Diagnose, Behandlung
Die Niere ist das Organ, welches den Körper entgiftet.
Bei einer Erkrankung dieser werden daher schädliche Stoffe nicht mehr aus dem Körper entfernt, sodass der gesamte Organismus Schaden nimmt. Freilich treten Nierenschäden bei Pferden nicht allzu oft auf, doch wird eine Nierenentzündung in vielen Fällen aufgrund seiner unspezifischen Symptome sehr spät erkannt. In diesen Fällen kann die Krankheit in einer chronischen Entzündung und im schlimmsten Fall auch mit dem Tod enden.
Eine Erkrankung der Niere belastet den gesamten Organismus. Eine rechtzeitige Diagnose ist schwierig zu machen, da erhöhte Werte im Blutbild erst dann zu finden sind, wenn die Krankheit bereits weit fortgeschritten ist. Generell ist eine Nierenerkrankung irreversibel, sodass die beschädigten Nierenzellen nicht regenerieren und die Niere nicht wieder geheilt werden kann.
Die Funktion der Niere im Körper des Pferdes
Wie auch wir Menschen hat ein Pferd zwei Nieren. Die rechte hat eine Herzform und die linke ist vergleichbar mit der Form einer Bohne. Die wichtigste Funktion der Niere ist die Entgiftung des Blutes. Täglich fließen circa 6600 Liter Blut durch die Niere des Pferdes. Das Organ filtriert das Blut und bereinigt es von Abbauprodukten verschiedener Stoffwechselprozesse. Vor allem das Endprodukt des Eiweißstoffwechsels, der so genannte Harnstoff, wird dem Blut entnommen. Im Inneren der Niere, dem Nierenbecken, wird dieser angesammelt, bevor er schließlich über den Harnleiter und die Harnblase ausgeschieden wird. Die Niere entgiftet damit den Körper von schädlichen Substanzen. Desweiteren garantiert sie eine geregelte Verteilung von Wasser und Elektrolyten innerhalb des Organismus´ und produziert Hormone.
Ursachen für eine Nierenentzündung beim Pferd
Eine Nierenerkrankung selbst ist meistens auf eine andere vorausgehende Erkrankung zurück zu führen. Die Niere erkrankt dann, wenn sie überbelastet wird. Als Ausscheidungsorgan hat sie bei einer auftretenden bakteriellen Infektion oder gar einer Vergiftung weitaus mehr zu tun: hier muss sie das Blut nicht nur von den regulär anfallenden Abfallprodukten, sondern auch von den Krankheitserregern reinigen. Sie ist überlastet, sodass schädliche Stoffe im Organismus verweilen und andere Organe schnell angegriffen werden. Auch eine langzeitige Anwendung von Medikamenten, vor allem wenn es sich um nierentoxische Antibiotika handelt, kann einen Nierenschaden anrichten. Eine weitere Ursache sind Fütterungsfehler: nimmt das Pferd zu viel Eiweiße auf, entsteht eine erhöhte Menge an Harnstoff (Abbauprodukt des Eiweißstoffwechselprozesses). Die Niere muss eine Überdosis Harnstoff abbauen und ist folglich überstrapaziert. Eine weitere Fehlversorgung entsteht bei einer überhöhten Verabreichung von Kalzium und Vitamin-D. Eine zu hohe Menge dieser beiden Stoffe führt zu klumpigen Ablagerungen zwischen den Nierenzellen, die die Arbeitskraft des Gewebes erheblich einschränken. Auch ein Tumor kann die mögliche Ursachenquelle sein. Desweiteren kann zu wenig Flüssigkeitsaufnahme, eine Kolik oder auch Herzprobleme zu einer schlechten und gestörten Durchblutung der Niere führen. Die Sauerstoffversorgung gewisser Gewebezellen wird gestört, sodass diese einen erheblichen Schaden nehmen und die Funktionskraft der Niere beeinträchtigen. Der Schaden jeglicher Gewebezellen ist nicht heilbar, sodass es sich bei einer Nierenerkrankung um eine irreversible Krankheit handelt.
Symptome für eine Nierenentzündung beim Pferd
Das Problem an einer Nierenerkrankung ist nicht die Entzündung selbst, sondern die Tatsache, dass sie so spät erkannt wird. Grund hierfür sind die unspezifischen Symptome, die entweder vom Pferdebesitzer nicht richtig erkannt, oder falsch eingeordnet werden. Erst bei einer chronischen Erkrankung lassen klar erhöhte Harnstoff-Werte im Blutbild auf eine Erkrankung schließen (siehe „Chronische Nierenerkrankung). Zu den deutlichsten Symptomen zählen das häufige und teilweise sogar blutige Urinieren und ein erhöhter Flüssigkeitsbedarf. Weitere Anzeichen können sein:
- Fieber
- Unruhe
- Steifer Gang
- Leistungsschwäche/ Müdigkeit
- Appetitlosigkeit
- Gewichtsverlust
- Schwellungen bestimmter Körperteile
- Bluthochdruck
Diagnostik einer Pferde Nierenerkrankung
Eine Nierenerkrankung kann mithilfe einer Blutuntersuchung, sowie mit einem Ultraschall oder einer Urinanalyse diagnostiziert werden. Bei einer Blutuntersuchung können gezielt nur relevante Werte wie Kreatinin, Harnstoff und gewisse Elektrolyte untersucht werden. Hierbei ist es besonders wichtig, dass ein erfahrener Tierarzt die Werte richtig einschätzt, d.h. im Gesamtkontext analysiert und nicht isoliert betrachtet. Ein erhöhter Harnstoff-Wert ist ein klares Anzeichen für eine Nierenerkrankung: da die Niere gerade für den Abbau dieses Stoffwechselproduktes verantwortlich ist, ist ein vermehrtes Vorkommen im Blut ein Anzeichen dafür, dass sie dieser Aufgabe nicht mehr genügend nachkommen kann (Ausführliche Informationen zu einer Blutanalyse finden Sie hier). Generell ist in den meisten Fällen neben einer Blutanalyse auch zu einem Ultraschall zu raten. Dieser bildet die Form der Niere ab und kann dadurch auf äußere Veränderungen, welche beispielsweise durch Nierensteine oder einen Tumor verursacht werden, hinweisen.
Tipp: Eine ausführliche Nierenfunktionsanalyse bietet die Tierärztliche Hochschule Hannover an. Hierfür eine Blut- und Harnprobe an folgende Adresse schicken:
Tierärztliche Hochschule
Labor der Klinik für kleine Klauentiere
Bischofsholer Damm 15
30173 Hannover
Weitere Informationen zur Klinik und Nierenfunktionsanalyse finden Sie hier.
Behandlungsmöglichkeiten
Da es sich bei einer Nierenentzündung um eine irreversible Erkrankung handelt, muss schnell gehandelt werden. Tut man dies, so besteht die Möglichkeit, dass nur möglichst wenige Gewebezellen zerstört werden. Bei einer akuten Entzündung verabreicht der Tierarzt eine Flüssigkeitsinfusion mit physiologischer Kochsalzlösung. Bei einer Vergiftung ist es ebenfalls besonders wichtig sofort den Tierarzt zu kontaktieren, da dieser sogleich das Gegengift spritzen kann. Bei einer bakteriellen Infektion muss in manchen Fällen Antibiotika verabreicht werden. Hierbei ist es besonders wichtig, dass dieses keine nierentoxische Wirkung hat!
Da eine langzeitige Anwendung von Medikamenten häufig die Ursache einer Nierenerkrankung sind, sollte generell auf eine medikamentöse Behandlung verzichtet werden. Stattdessen empfehlen sich einige Heilpflanzen oder auch diverse homöopathische Mittel zur Stärkung des Immunsystems und zur Unterstützung der Nierenfunktion. Eine entgiftende Wirkung hat Goldrutenkraut (30-40g/Tag) wie auch Spierkraut (30-40g/Tag). Diese Kur kann für einen Zeitraum zwischen 6-8 Wochen unter das Futter gemischt werden und ist vor allem dann zu empfehlen, wenn Pferde regelmäßig Medikamente einnehmen (Kur 2-3 Mal pro Jahr machen). Auch andere Pflanzen wie Birkenblätter, Löwenzahn und Brennnessel sind gut geeignet, um Bakterien auszuschwemmen. Knoblauchpulver kann 4-5 Wochen in einer Menge von 30-50g pro Tag gefüttert werden.
Jegliche Art der Behandlung ist mit einem Tierarzt abzusprechen.
Chronische Nierenerkrankung
Da sich eine Nierenerkrankung erst recht spät im Blutbild ablesen lässt und die Symptome unspezifisch sind, kommt es häufig zu einer chronischen Entzündung. Ist zunächst nur ein Teil des Gewebes betroffen, kann die Reservefunktion der Niere die volle Funktionstüchtigkeit des Organs garantieren. Auch die zweite vorhandende Niere kann einen geringen Schaden ausgleichen (ein gesunder Mensch kann ebenfalls nur mit einer Niere leben). Ist der Schaden jedoch weit ausgebreitet, sodass er einen großen Teil des Gewebes betrifft, reagiert der Körper mit einem erhöhten Blutdruck. Es setzt ein Teufelskreis ein, da der erhöhte Druck weitere Zellen der Niere beschädigt und die Funktionstätigkeit weiter beschränkt wird. Grundsätzlich lässt sich der Grad der Erkrankung in vier Stufen einordnen. Diese können fließend ineinander übergehen, wobei der Übergang von einer harmlosen in eine akute Situation der Krankheit durch bestimmte Schübe ausgelöst werden kann. Ursachen für solche Schübe können eine erhöhte Zufuhr von Medikamenten oder Durchfallerkrankungen sein. Die vier Stadien sind:
- Volle Kompensation: einige Gewebezellen sind bereits beschädigt, allerdings kann die Reserveleistung der Niere diesen Verlust ausgleichen. Im Blutbild sind noch keine erhöhten Harnstoff-Werte zu finden.
- Kompensierte Retention: das Blutbild zeigt erhöhte Harnstoff-Werte auf. Das Pferd leidet zunächst noch nicht an akuten Symptomen.
- Präterminales Nierenversagen: das Blutbild zeigt stark erhöhte Harnstoff-Werte auf. Die oben beschriebenen Symptome sind klar vorzufinden.
- Terminales Nierenversagen: beim Menschen kann in diesem Stadion eine Dialyse oder eine Nierentransplantation helfen. Beim Pferd ist dies jedoch nicht möglich, was in diesem Fall den Tod zur Folge hat.
Die Einstufung in diese vier Stadien lässt deutlich werden, dass eine akute Nierenerkrankung rein äußerlich erst spät erkennbar ist. Daher ist es umso wichtiger, Symptome sofort zu erkennen, einen Tierarzt zu kontaktieren und die Behandlung einzuleiten.
Präventive Maßnahmen
Wie bereits beschrieben, tritt eine Nierenerkrankung dann auf, wenn giftige und schädliche Stoffe in den Organismus gelangen und die Niere überlasten. Folglich ist es besonders wichtig, dass jegliche toxische Stoffe vom Pferd fern gehalten werden. So muss nicht nur das Heu und Stroh stets auf Schimmel untersucht, sondern auch alle Giftpflanzen von der Weide entfernt und regelmäßige Wurmkuren durchgeführt werden. Auch toxische Holzschutzmittel müssen vermieden werden, da Pferde zu leicht am Holz lecken und dadurch giftige Stoffe in ihren Körper aufnehmen. Eine der wichtigsten präventiven Maßnahmen ist die richtige Fütterung: die tägliche Ration darf keinesfalls zu viel Eiweiß, Kalzium oder Vitamin-D enthalten, da all diese Stoffe die Niere stark belasten (grundsätzlich empfiehlt es sich die Futterdosierung mit einem Ernährungsexperten abzusprechen). Ebenfalls zu beachten ist eine Vermeidung nierentoxischer Medikamente, sowie generell einer medikamentösen Langzeitanwendung (sicherlich ist diese in manchen Fällen unerlässlich, doch sollte dann mit dem Tierarzt besprochen werden, wie man die Niere beispielsweise durch Pflanzen oder homöopathische Mittel unterstützt werden kann).
Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel ersetzt nicht die qualifizierte Beratung durch einen ausgebildeten Tierarzt! Bei Problemen mit der Gesundheit des Pferdes sollte deshalb immer eine Tierarzt hinzugezogen werden!
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Guten Tag
Pferd, 25 Jahre Wallach, verliert jetzt fast ständig unwillkürlich Urin .
Hinterbeine und Hufe sind immer nass davon.
Was ist die Diagnose?
Was ist zu tun?
Besten Dank
Hallo mein Pferd 30 Wallach hat einen geschwollen hodensack er ist ganz dick jedoch nicht warm und es macht ihm auch nicht weh habe eine Heilpraktikerin geholt und einen Tierarzt die haben beide nichts feststellen können Blutwerte waren normal . Was könnte denn die Ursache sein ??? Ein Tumor ???
Bitte um Antwort .
Mit freundlichen Grüßen
Jessica Heinemann
Hallo Jessica,
ich habe das gleiche Problem. Hast du irgendwelche Antworten bzw. Hilfe bekommen?
Ist es jetzt besser?
Wäre super wenn du mir zurückschreiben würdest. Lieben Dank Manuela
Hallo zusammen, mir ist das kurzzeitig nach Impfung aufgefallen. War reversibel (ging von selbst wieder weg). Allerdings bin ich auch immer auf der Hut von Ödemen, da mein Pferd niereninsuffizient ist und keinerlei Medikamente verträgt.
Hallo! Darf ich Dich fragen, welche Erfahrungen Du mit Deinem Pferd gemacht hast? Welche Fütterung? sonst gute Tipps für Pferde mit Niereninsuffizienz. Besten Dank Doris
Hey! Das haben ältere Hengste und Wallache oft wenn sie einen schwachen Kreislauf haben (Wetterumschwung, …). Mein TA hat mir Digimerck gegeben, Koffein geht auch, einfach was kreislaufstärkendes, aber es geht auch von alleine weg. LG.
Hallo, ist ein Wert von 1,6 mg/dl Creatinin bereits bedenklich?