Hufrehe bei Pferden – Ursache und Behandlung von Hufrehe
Hufrehe, eine der häufigsten Pferdekrankheiten
Hufrehe ist mit eine der häufigsten Pferdekrankheiten, über die immer wieder neue Forschungsergebnisse auftauchen und deren Ursachen immer wieder neu erklärt werden. Generell handelt es sich bei dieser Krankheit um eine Entzündung der Huflederhaut beim Pferd, deren schlimmste Folge das sogenannte „Ausschuhen“ sein kann.
Die häufigste Ursache hierbei ist das Fehlverhalten des Menschen, sodass es als äußert wichtig erscheint durch Aufklärung das Verhalten der Menschen zu ändern und damit diese Krankheit vorzubeugen…
Ursachen für Hufrehe
Die eigentliche Krankheit Hufrehe bezeichnet die Störung der Blutzirkulation, besonders im Bereich der Huflederhaut. Die generelle Ursache hierfür ist die Freisetzung von Endotoxinen im Körper, welche durch unterschiedliche Weise entstehen kann. Daher können die Ursachen in unterschiedliche Bereiche eingeteilt werden:
1. Futterrehe
Diese Ursache ist weitaus die häufigste und geht mit den schwierig zu erkennenden Stoffwechselkrankheiten bei Pferden einher.
Im Grunde ist sie auf das Fehlverhalten des Menschen zurückzuführen, der für sein Pferd immer das Beste will und es häufig mit gewissen Nährstoffen überversorgt.
Hierbei geht es allerdings um eine Überversorgung von Kohlenhydraten und nicht wie lange Zeit angenommen um eine Überversorgung von Eiweißen. Ein plötzlicher Überschuss von Kohlenhydraten (Zucker, Stärke, Fruktan) kann zu einem ganz akuten Fall von Hufrehe führen, den es unbedingt gilt zu vermeiden. Die vielen Kohlenhydrate führen im Dickdarm zu einer Übersäuerung des Körpers, wodurch wiederum Endotoxine (Giftstoffe) freigesetzt werden. Diese beeinflussen die Blutzirkulation und rufen dadurch eine akute Form von Hufrehe hervor.
Beinahe derselbe Prozess findet bei einer zu großen Aufnahme von kaltem Wasser statt:
Auch hier wird die Darmflora geschädigt und Endotoxine freigesetzt. Wer seinem Pferd aber nur nach und nach eine Überdosierung bestimmter Nährstoffe verabreicht und es dabei zu wenig bewegt, verursacht schnellstens ein Übergewicht des Pferdes.
So entstandene Fettanlagerungen können zu einer Stoffwechselkrankheit führen wie beispielsweise, die erst kürzlich, auch dem Pferd zugeschriebene Krankheit „Metabolisches Syndrom“. Hierbei handelt es sich um eine Erkrankung des Energie- bzw. Zucker-Stoffwechsels und ist damit eine Krankheit, die lange Zeit unerkannt bleiben kann. Auch sie kann zu Hufrehe führen, im Gegensatz zur akuten Hufrehe allerdings schleichend und unauffällig und wird daher chronische Hufrehe genannt.
2. Belastungsrehe
Diese Art der Rehe entsteht vor allem bei Pferden, die (plötzlich) zu stark belastet und geritten werden. Besonders das Laufen auf harten Böden kann eine solche Form von Rehen hervorrufen. Zudem kann sie entstehen, wenn beispielsweise ein Huf besonders geschont werden muss und der gegenüberliegende dies ausgleichen muss.
3. Vergiftungsrehe
Nach dem gleichen Prinzip funktionierend wie die Futterrehe führt auch eine Aufnahme von Giftstoffen, beispielsweise durch Giftpflanzen, zu einer erhöhten Freisetzung von Endotoxinen, die wiederum die Blutzirkulation stören.
4. Medikamentenrehe
Verursacht durch bestimmte Stoffe in Medikamenten kann auch hierbei Hufrehe entstehen. Besonders Cortisonpräparate stehen hierbei unter Verdacht, sodass von ihnen unbedingt abgeraten wird!
5. Rehe in Folge von anderen Krankheiten
Pferde, die aufgrund einer Krankheit zu viel und zu lange stehen müssen, zeigen häufig Hufrehe als Folgekrankheit auf. Zudem werden beispielsweise durch eine Schilddrüsenerkrankung, Koliken oder Darmentzündungen in Folge von Durchfallerkrankungen viele Endotoxine im Körper freigesetzt.
Das Krankheitsbild von Hufrehe
Da es sich um eine akute Entzündung und damit um eine lokale Durchblutungsstörung handelt wird der gesamte Bereich im und um den Huf, gleich wie beim Menschen, besonders warm. Zudem ist ein Austritt von Gewebeflüssigkeit und Blut aus den Blutgefäßen des Leberhautblättchens zu erkennen. Durch dieses Austreten trennt sich das Leberhautblättchen langsam von dem darüber liegenden Oberhautblättchen. Liegt die Entzündung bereits über 48 Stunden vor, redet man von einer chronischen Hufrehe.
Sofortmaßnahmen bei Hufrehe
Da es sich bei Hufrehe um eine gefährlich werdende Krankheit handelt, ist in jedem Fall sofort ein Tierarzt hinzuzuholen. Als Pferdebesitzer kann man währenddessen direkt mit der Kühlung beginnen und rund um den Huf kalte Verbände legen. Dadurch wird der Entzündungsprozess gehemmt und der Schmerz gelindert. In jedem Fall aber ist eine sofortige Futterumstellung erforderlich. Diese sollte zwar individuell mit dem Tierarzt abgesprochen werden, doch lassen sich hier einige Grundregeln aufstellen: Da die meisten von Hufrehe betroffenen Pferde übergewichtig sind, müssen diese Pferde abspecken. Wichtigstes Futtermittel sollte hierbei Heu und Stroh (eher Heu als Stroh) sein, wobei das Heu vorher eine Stunde in einem Eimer gewaschen werden sollte. Durch diese Wässerung wird bereits bis zu 30% des Kohlenhydrateanteils ausgewaschen. Äpfel und Möhren sollten nur in ganz geringem Maße oder gar nicht mehr gefüttert werden. Beim Rauhfutter ist darauf zu achten, dass es nur eine geringe Eiweiß- und Fruktankonzentration aufweist. Sehr wichtig ist, dass das Pferd auf einem weichen Untergrund steht und keinem Stress ausgesetzt wird.
Folgen einer Hufrehe-Erkrankung
Die Folgen einer Hufreherkrankung sind stets vom Grad der Erkrankung abhängig. Bei einer mehr fortgeschrittenen Erkrankung kann das Hufbein in die Kapsel absinken. Desweiteren kann der Huf um das Hufgelenk rotieren, was unbedingt vermieden werden sollte (Hufbeinrotation). Bei einer schweren Erkrankung übt die Hufbeinspitze starken Druck auf die Sohle aus. Um dann einen Druckausgleich zu erlangen kann Knochensubstanz abgebaut werden. Im schlimmsten Fall aber kommt es zum so genannten „Ausschuhen“: Hier löst sich die Hufkapsel komplett von ab. In solchen Fällen raten Tierärzte häufig zum Einschläfern des Pferdes, um es so von seinen Schmerzen zu befreien. Ein Therapieansatz sieht zu diesem Zeitpunkt bereits nicht mehr als eine bessere Alternative aus: In dieser muss das Pferd bis zu zwei Jahre liegend und hängend verbringen, ohne dabei einen garantierten Erfolg der Therapie zu haben.
Symptome für Hufrehe
Hufrehe bereits vor der Entzündung zu erkennen ist durchaus schwierig und tritt in den meisten Fällen daher auch nicht ein. Wenn die Entzündung allerdings bereits eingetreten ist, gibt es klare Symptome, die es zu erkennen gilt. Neben einem sehr warmen Huf ist zudem das Kronrad leicht geschwollen. Wie immer beim Reiten sollte man zudem ein besonderes Auge auf den Gang des Pferdes legen: Steife und kurze Schritte sowie eine totale Bewegungsverweigerung sprechen sehr deutlich für eine Huferkrankung. Besonders gut lassen sich die Bewegungen des Pferdes beim engen Wenden auf Steifheit untersuchen. Zudem kann bei einer Erkrankung ein erhöhter Puls der Zehenarterien erfüllt werden: Hierfür einfach die Finger auf die Hinterseite des Fesselkopfes legen und den Puls messen. Ein weiteres Symptom ist eine erhöhte Schmerzempfindlichkeit an den betroffenen Hufen. Desweiteren gibt es einige bestimmte Positionen die Pferde einnehmen, um so betroffene Hufe zu entlasten und damit den Schmerz zu lindern: Wenn beide Vorderbeine betroffen sind, verlagert das Pferd das Gewicht auf die Hinterhand, indem es die Vorderbeine möglichst weit nach vorne streckt. Sind die Hinterbeine hingegen betroffen sind die Vorderbeine weit nach hinten gestellt, um so das Gewicht auf diese zu verlagern. In diesem Fall senkt das Pferd für den Gewichtsausgleich den Kopf und hebt zur Entlastung immer abwechselnd ein Hinterbein. Wenn nur ein Hinterbein betroffen ist, wird dieses gänzlich hochgehalten. Zusätzlich kann eine generelle Erhöhung der Atem- und Pulsfrequenz festgestellt werden, wie auch eventuell auftretenden Fieber. Auch ständiges Liegen, grundlose Unruhe und Angstzustände sind Symptome. Bei einer chromatischen Hufrehe zeigt die Hufwand Ringe auf, die am Ballen weiter auseinander liegen, als an der Hufspitze.
Vorbeugung von Hufrehe
Als Grundsatz gilt natürlich eine artgerechte Haltung, vor allem mit genügend Bewegung. So wird Übergewicht am besten vermieden. Hierfür ist es auch besonders wichtig auf die Ernährung zu achten. Rohfaserreiches Futter sollte hierbei stets bevorzugt werden. Auch bei der Silagefütterung ist besonders auf die Konsistenz zu achten: Manche Frischgrase wie Weidelgras oder Klee weisen einen besonders hohen Anteil an wasserlöslichen Kohlenhydraten auf, die gemeinsam mit Eiweiß die Ursache für Futterrehe darstellen. Zudem sollte ein tägliches Hufpflegeprogramm immer auf dem Plan stehen und Giftpflanzen und Pilze stets von der Weide entfernt werden. Desweiteren sollte man weichen Untergrund immer bevorzugen und besonders Trapp und Galopp nur auf diesem ausführen. Prophylaktisch kann man nach anstrengenden Ausritten oder langen Transporten die Hufe mit kühlen Bandagen kühlen. Auch beim Weiden der Pferde kann man auf einiges achten: Bei Rehegefährdeten Pferden bietet sich vor allem überständiges Gras an. Desweiteren sollte man die Weidezeiten stets an den von der Jahreszeit abhängigen Nährwertgehalt der Weide anpassen.
Therapieansätze
Bei einer akuten Hufrehe sollte in jedem Fall sofort der Tierarzt verständigt werden, der dann meistens mit einer Durchblutungsförderung und Schmerztherapie beginnt. Grundsätzlich wird von den meisten Tierärzten das absolute Ruhigstellen des betroffenen Tieres verschrieben, was nach mehrheitlicher Meinung den Heilungsprozess in der der Tat am meisten fördert und dem Tier am wenigsten Schmerzen zufügt. Zudem werden häufig in der Therapie sogenannte Rehegipse angelegt: Sie dienen der Entlastung des Hufes und der geschädigten Zehe durch eine Gewichtsverlagerung auf den Trachtenbereich.
Im besten Fall verhindert ein richtig angelegter Gips damit die Drehung des Hufbeins. Abhängig vom Stadion der Erkrankung umfasst der Gips entweder nur den Huf, bei bereits weiter fortgeschrittenen Hufrehe geht der Gips bis zum Fesselkopf oder Vorderfußwurzelgelenk. Die beiden letzteren sollten hierbei in jedem Fall nur in einer Tierarztklinik und nicht auf eigene Faust gemacht werden. Die richtige Anlegung des Gipses ist durchaus anspruchsvoll, denn nur zu schnell können Scheuerstellen entstehen, die eine Infektionsgefahr erhöhen und das Kühlen an den wichtigen Stellen der Hufrehe erschweren können. Eine weitere Möglichkeit der Therapie ist der sogenannte Aderlass.
Hierbei werden dem Tier zwischen 5 und 10 Liter Blut abgenommen, die Menge ist hierbei abhängig vom Gewicht und von der Größe des Tieres. In jedem Fall wird stets nur die kleinst mögliche Menge abgenommen, um so einen Kreislaufkollaps zu vermeiden. Durch die Abnahme des Blutes werden die im Blut vorhandenen Giftstoffe reduziert, das heißt das Blut wird gereinigt. Um den Körper hierbei aber nicht zu sehr zu schwächen werden ihm Ersatzstoffe wie Elektrolytlösung oder physiologische Kochsalzlösung verabreicht. Ein weiterer wichtiger Akteur der Therapie ist der Hufschmied. In jedem Falle sollte dieser auch stets als Ansprechpartner dienen, wenn es um wichtige Fragen rund um die Hufrehe geht. Er ist zuständig für das Abnehmen der Eisen, Kürzen oder bzw. Erhöhen der Trachten wie auch die Entfernung des Nebenhorns.
Besonders wichtig ist zudem das Einfräsen von Dehnungsfugen oder die Durchführung von punktuellen Bohrungen. Diese verursachen eine Druckminderung und lindern damit die Schmerzen. Auch die „schwebende“ Zehe wird vom Hufschmied durchgeführt: Hierbei wird die vordere Zehenwand im rechten Winkel entfernt, um dadurch eine Belastung der beschädigten Zehe zu vermeiden. Der Erfolg der Therapieansätze hängt in der Regel vom Stadion der Erkrankung und dessen Folgen ab. Liegt eine Hufrotation von über 12° vor, ist das Pferd nicht mehr reitbar.
Surftipps:
- 10 Punkte um die gefürchtete Hufrehe zu vermeiden
- Arthrose beim Pferd – Wer rastet der rostet
- Achtung vor Zeckenbissen – Borreliose beim Pferd
- Das richtige Anweiden von Pferden im Frühjahr
—Alle Angaben ohne Gewähr!—
Hallo! Ich wollte mich mal über Futterrehe informieren, da das Pferd meiner Schwester kürzlich daran erkrankt ist…! Es hat mir sehr geholfen! DANKE!!
Wir betreiben in der Schweiz unter dem Namen Barhufteam eine Station für hufkranke Pferde. Immer wieder werden wir angefragt, was bei einer akuten Hufrehe zu tun sei und haben aus diesem Grund einen Notfallplan für Hufrehepferde und deren Besitzer ausgearbeitet und ins Netz gestellt.
Unserer Meinung nach ist die Kyotherapie (Kältetherapie) die effektivste und schnellste Hilfe bei einer akuten Hufrehe. Bis zum heutigen Zeitpunkt haben wir diese Therapieform an über 150 Pferden angewendet. Alle Pferde konnten innerhalb von 3-5 Tagen – bei richtiger und konsequenter Anwendung – aus der lebensbedrohlichen Entzündung einer akuten Hufrehe herausgeführt werden.
Hier der entsprechende Link:
http://www.barhufteam.ch/notfallplan_fuer_hufrehepferde_und_deren_besitzer.html
Für Fragen stehen wir Ihnen selbstverständlich jederzeit gerne zur Verfügung.