Der Arravani – das vielseitige Pferd der Griechen

Vielseitig, stark und elegant – eine einzigartige Mischung, durch die sich vor allem das Arravani Pferd auszeichnet.

Heute fast gänzlich unbekannt und vom Aussterben bedroht kann diese besondere Pferderasse nur schwer überleben.

Bereits in der Antike kam dem Arravani Pferd eine besondere Bedeutung zu

Von je her wurde es als Arbeitstier in allen Bereichen der landwirtschaftlichen Arbeit oder als Transportmittel genutzt, was diese Pferde besonders vielseitig werden ließ.

Wie wichtig die Arbeitskraft für die Menschen der Antike wirklich war, lässt sich auch daran festlegen, dass bis heute viele Vasen überliefert sind, auf denen die Arravanis zu erkennen sind.

Die Rasse selbst stammt aus einer Kreuzung verschiedener griechischer Pferderassen:

So wurden bereits 1000 v. Chr. die Steppenponys der Dorer (auch: Dorier genannt) mit thessalischen Pferden gekreuzt, welche selbst lange Zeit auf den Peloponnes wohnten. Im Zuge der Geschichte gelang ab 146 n. Chr. durch die römische Ausbreitung auch römisches Pferdeblut in den Stammbaum. Im Laufe der verschiedenen Kreuzungen bildete sich hierbei ein Arbeitspferd heraus, welches sehr trittsicher war und zudem jegliche Formen des Tölts und des Pass´ sicher beherrschte. Durch die Besetzung Griechenlands durch die Türken im 15. Jahrhundert wurde diese einzigartige Rasse noch um ein weiteres Merkmal bereichert: der Einfluss temperamentvoller und eleganter Araber. Eine extravagante Mischung, die sich im Laufe der Zeit aber durchaus durchgesetzt hat. So ist bis heute der Einfluss des arabischen Blutes deutlich erkennbar und verleiht dem Arravani Pferd ein ganz besonderes Aussehen.

Merkmale der Arravani Pferde – unverkennbar kräftiger Körperbau vereint mit der Eleganz eines Arabers

Das Arravani Pferd zeichnet sich wahrlich nicht durch seine Größe aus, denn mit einem Stockmaß von 130-150 cm fällt es deutlich in den Durchschnitt (wobei eine Nachzucht durchaus ein höheres Stockmaß aufweisen kann). Dennoch hat es ganz einzigartige Merkmale, welche diese Pferderasse unverwechselbar erscheinen lässt: die Mischung aus einem kräftigen Körperbau vereint mit der Eleganz eines Arabers sind deutlich erkennbar.

Hinzu tritt häufig ein üppiger Behang an Mähne und Schweif wie auch kleine Hufe. Dies lässt übrigens auf seine Herkunft aus der Antike hindeuten, da hier bereits kleine Hufe als ein Schönheitsideal galten (bereits Xenophon sagte, dass der perfekte Huf die Form einer umgedrehten Kaffeetasse haben soll!).
Als weiteres Erkennungszeichen dienen der muskulöse Hals und der kleine Kopf, der erneut auf die orientalische Abstammung hinweist.
Neben dem Äußeren weisen Tiere dieser Pferderasse aber noch eine ganz andere Besonderheit auf: fast jeder Arravani beherrscht den Tölt, sodass man fast sagen kann, dass dieser in den Genen der Rasse fest verankert ist. Hierbei kommt es weniger darauf an, ob es sich um einen Drei- oder Viertakter handelt, denn wichtig ist allein, dass der Tölt äußerst bequem zu sitzen und zu reiten ist. Wer also ein Pferd hat, der diese außergewöhnliche Gangart von Natur aus besitzt und damit dem Pferd den Tölt nicht erst in langer und mühevoller Arbeit beibringen muss, der kann sich wahrlich glücklich schätzen.

Vielseitiger Einsatz des Arravani Pferdes

Pferderassen, die von je her als Arbeitstier gezüchtet wurden, bieten stets gleich eine ganze Palette von Einsatzmöglichkeiten. Diese Tiere sind nicht zierlich, sondern robust und lassen sich so leicht durch nichts aus der Ruhe bringen. Dies hätte bei ihrer früheren Arbeit in den griechischen Bergen auch verhängnisvolle Auswirkungen mit sich bringen können: wer einmal auf einem der vielen steilen und engen Pfade selbst unterwegs war, der weiß, dass es nicht sehr lohnenswert ist hier die Ruhe zu verlieren und durchzudrehen. Stattdessen war Trittsicherheit und innere Ruhe gefragt – beides Eigenschaften, durch die sich die Arravanis bis heute auszeichnen.
In seinem langen Leben, was bis zu 30 Jahre dauern kann, bleibt der Arravani leistungsbereit, ausdauernd und menschenbezogen, weswegen er sich besonders als Familienpferd eignet. Desweiteren kann er neben dem Tölt auch in anderen Disziplinen eingesetzt werden. Hierzu zählt vor allem aufgrund seiner Trittsicherheit der Trail, wie auch andere Geschicklichkeitsübungen aus dem Westernreiten. Wer einmal das Neckreining ausprobieren möchte, wird bei dieser Pferderasse in der Regel auf offene Türen und damit auf eine hohe Leistungsbereitschaft stoßen. Ein Pferd für Distanz und Familie – ein Pferd, dass wahrlich vielseitig einsetzbar ist.

Gefährlicher Bestandrückgang – vom Aussterben bedroht

Obwohl das ländliche Griechenland im Verhältnis zu anderen Ländern noch recht lange von der einsetzenden Industriealisierung verschont blieb, wurde auch hier die Arbeitskraft des Pferdes durch die maschinelle Arbeitskraft ersetzt.

Der Bestand reduzierte sich, was durch den Export der Tiere als Schlachtfleisch nach Italien verstärkt wurde. Heute ist diese einzigartige Rasse vom Aussterben bedroht, da sich selbst in Griechenland, und damit dem Heimatland, nur noch 200 – 300 Exemplare finden lassen.

Interessengemeinschaft Arravani e.V.

Eine Zahl, die in der Tat äußerst bedrohlich klingt. Daher hat es sich die 1998 gegründete Interessengemeinschaft Arravani e.V. zum Ziel gemacht, den Erhalt dieser einzigartigen Rasse zu sichern. Die derzeit 60 in Deutschland lebenden Arravanis zeigen, dass auch hier zu Lande die Rasse äußerst bedroht ist. Grund hierfür ist vielleicht, dass die Pferderasse weitgehend unbekannt ist. Daher möchte der Verein durch öffentliche Bildungsprogramme informieren und steht sowohl potenziellen Käufern als auch Besitzern dieser Rasse mit Rat und Unterstützung zur Seite.

Desweiteren führt der Verein ein Verzeichnis aller in Deutschland eingetragenen Arravanis, welche größtenteils aus den zwei derzeitigen Zuchthengsten stammen. Die besondere Pferderasse der Arravanis muss als ein Kulturgut gesehen werden, das es zu schützen gilt. So legt der Verein die erste Stelle seiner Agenda damit fest, dass durch Nachzucht und Import die Rasse erhalten bleiben soll. Ein Ziel, das wirklich wünschenswert ist – denn diese Rasse wird es so wohl sonst schwerlich wieder geben.

Wer mehr Informationen über die Interessengemeinschaft Arravani e.V. erfahren möchte kann hier weitere Informationen bekommen.

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—Alle Angaben ohne Gewähr—