Mit Lob lernt es sich besser- das gilt auch für Pferde
Ausbildung und Erziehung
Wie oft sieht man Reiter, die ihr Pferd verbissen durch einen Parcours treiben und erst nach zehn Hindernissen und einer langen Galoppade anfangen, das Pferd mit festem Klatschen auf den Hals zu loben? Oder Reiter, die ihrem Pferd lachend um den Hals fallen, obwohl es gerade quer über den Platz geschossen ist? Ein weiteres Extrem sind diejenigen, die quasi dauerhaft und intensiv jeden Schritt des Pferde loben, egal in welche Richtung.
Gerade bei Pferden erreichen wir mit Lob und positiver Bestärkung sehr viel.
Man kann sie motivieren, ihnen das Lernen erleichtern und Leistung herauskitzeln. Doch um ein Pferd richtig zu loben, muss das Timing stimmen. Im Gegensatz zu uns Menschen können Pferde in der Regel das Lob nur richtig zuordnen, wenn es direkt zur gewünschten Reaktion kommt bzw. wenige Sekunden danach. Lobe ich also mein Pferd erst nach der Galoppade einmal um den Springplatz, dann habe ich seinen Galopp belohnt, nicht aber die Meisterung schwieriger Situationen.
Wie man lobt ist ein weiterer Punkt, der allerdings sehr viele Optionen offen lässt. Ob Stimme, Streicheleinheit, Pause, Leckerli oder Clicker:
All diese positiven Bestärkungen sind gut, wenn sie gezielt und zum richtigen Zeitpunkt eingesetzt werden. Was aus meiner Sicht weniger als Lob geeignet ist, ist das altbewährte Tätscheln. Denn es ähnelt doch sehr stark einem einfachen Klaps als Abwehr eines ungewünschtem Verhalten. Der Mensch, der beide Methoden anwendet, weiß natürlich, was als Lob und was als Strafe gemeint ist. Er kann durch Stimme und Körperspannung diese Signale unterstützen und damit einen leichten Unterschied zwischen Lob und Tadel aufbauen. Aber für ein Pferd ist es leichter zu verstehen, wenn die Signale für richtiges und falsches Verhalten stärkere Unterschiede aufweisen. Statt zu tätscheln (also das feste Klopfen am Hals), wird der Mähnenkamm gekrauelt oder der Hals gestreichelt. Das sind auch für das Tier eindeutig andere Signale, als ein Klaps an den Hals, wenn das Pferd das Knabbern lassen soll.
Wichtiger als das “wie” ist allerdings die Frage nach dem “wann”.
Gerade wenn man einem Pferd etwas Neues beibringen möchte, muss jeder Ansatz in die richtige Richtung belohnt werden. Natürlich nicht mit einer halben Stunde Pause, aber durchaus mit einem lobenden ‚brav’, ‚fein’ oder ‚gut’. Angenommen, Ihr Pferd soll lernen, den Kopf auf leichten Druck hin zu senken. Bauen Sie den Druck leicht auf und halten sie ihn konstant. Nimmt das Pferd den Kopf dann leicht runter, loben Sie und geben Sie nach. Pferde verstehen auf diese Weise sehr schnell, was sie tun sollen. Würden Sie Dauerdruck aufbauen und erst loben wollen, wenn das Pferd mit dem Kopf unten ist, fordern Sie Widersetzlichkeit heraus und kommen vermutlich nicht ans Ziel. Auch in der Bewegung ist das zeitnahe, kurze Lob wichtig. Soll Ihr Pferd das Rückwärtsrichten lernen, ist auch die Verlagerung des Gewichtes nach hinten schon ein Lob wert.
Aber Vorsicht: Zu viel ist auch nicht gut.
Verwirren Sie nicht Ihr Pferd, in dem Sie ihm pausenlos Lobesworte zurufen. Es muss schon noch verstehen, welche Handlung Sie loben. Angenommen Sie longieren Ihr Pferd und möchten, dass es ohne zu zögern durch eine Ecke läuft. Dann loben Sie es in dem Moment, wo es diese gewünschte Reaktion zeigt. Nur dann. Den weiteren dreiviertel Zirkel meistert Ihr Pferd ohnehin, da braucht es nicht unbedingt noch positive Bestärkung. Ebenso muss man darauf achten, nicht die falsche Reaktion zu loben. Ist mein Pferd ängstlich und zögert, dann ist ein Lob der falsche Weg. Damit bestärke ich sein Verhalten. Stattdessen muss ich selbst Ruhe und Selbstsicherheit ausstrahlen und das Pferd durch diese gefährliche Situation leiten. Beruhigende Worte dürfen natürlich sein, aber auch hier müssen andere Signale als beim Lob eingesetzt werden.
Mit zunehmender Ausbildung und wachsendem Vertrauen zwischen Pferd und Mensch, wird das Lob automatisch reduziert.
Bei vielen alltäglichen Dingen und gefestigten Lektionen muss man nicht mehr jeden Ansatz loben. Nichtsdestotrotz gehört das Lob als Motivationsgeber aber auch in alltäglichen Situationen mit dazu.
Das Lernen beim Pferd kann man durch einen einfachen Trick zusätzlich verstärken.
Die besondere Belohnung für die besondere Leistung. Angenommen, Sie möchten Übergänge an der Longe verbessern (oder unter dem Sattel). Das Pferd soll in Anlehnung bleiben und mit tiefem Kopf und aktiver Hinterhand zum Schritt parieren. Einige Übergänge sind ein Lob wert und dann kommt die Situation, auf die Sie gewartet haben: Ein traumhaft weicher Übergang mit minimalen Hilfen und einem willigen Pferd in guter Selbsthaltung. Das ist ein besonderes Lob wert. Für diese tollen Situationen sollten Sie ein besonderes Leckerchen dabei haben. Ein Apfelstück oder ein Stück Rübe. Sie sollten das ganze mit einem besonderen Begriff verstärken, den Sie nur in einer solchen Situation anwenden. Ob ‚Good Boy’, ‚Supermann’ oder ‚Merci beaucoups’ – Ihrer Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Es sollte nur ein Wort sein, was Sie entsprechend ruhig und langgezogen aussprechen können, so dass bereits über die Sprache das Lob deutlich wird. Dazu dann der besondere Snack. Aber auch hier ist wichtig, wirklich nur das Überdurchschnittliche mit dem Einsatz dieses Lobes zu belohnen.
Wenn man im Umgang mit dem Pferd diese wenigen Regeln beim Loben beachtet, wird man wesentlich schneller zum Ziel gelangen.
Der Zeitpunkt, die Art des Lobens, die durchdachte Dosierung und die besondere Belohnung unterstützen das Pferd in der Lernphase und beeinflussen es positiv. Probieren Sie einfach aus, was bei Ihrem Pferd am besten wirkt. Und genießen Sie mit ihm zusammen die kleinen und großen Lernerfolge.
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