Zahnprobleme beim Pferd – Immer mehr Pferde haben Probleme mit den Zähnen
Als das Pferd noch nicht vom Menschen domestiziert wurde, lebte es als Steppentier auf weiten Flächen und ernährte sich von Gräsern. Die Zähne wurden durch die Silikate des Grases stark beansprucht.
Heutzutage aber werden immer mehr Pferde von Zahnproblemen gequält.
Warum ist das so?
Ursachen für Zahnprobleme beim Pferd
Im Laufe der vergangenen Jahrzehnte, haben sich die Haltungs- und Futterbedingungen geändert- das Gebiss des Pferdes aber nicht. Fettes Gras, weiches Heu, Silage und besonderes Kraftfutter erfordern einen veränderten Kauausschlag des Pferdes. Dadurch werden nicht mehr alle Partien des Gebisses gleich stark abgenutzt und es kommt zu schmerzenden Zahnproblemen. Ein weiteres Problem ist die veränderte Konsistenz des Grases. Dieses weist heutzutage weit weniger Silikate als das frühere Steppengras auf, sodass alle Zähne insgesamt weniger stark abgeschliffen werden.
Zahnschmerzen für das Pferd
Backenzähne
Jährlich schieben sich die Pferdezähne 2-3 mm aus den Zahnfächern heraus. Backenzähne werden aber oftmals nur unregelmäßig abgenutzt, sodass scharfe Kanten, Rampen und Haken entstehen. Eine Hakenbildung ist vor allem beim ersten und letzten Backenzahn häufig aufzufinden. Durch den unregelmäßigen Abschliff sind die Backenzähne übermäßig lang und schließen nicht exakt aufeinander ab. Das Kauen wird deutlich erschwert.
Im schlimmsten Fall kann dies eine schmerzhafte Überbelastung des Kiefergelenkes, sowie eine zunehmende Blockierung des Kaumechanismus zur Folge haben. Nicht selten verletzen die Kanten und Rampen der Zähne aber auch die Zunge und die Backenschleimhaut. Dies kann Blutungen und akute Entzündungen mit sich führen.
Schneidezähne
Im Gegensatz zu den Backenzähnen, werden die Schneidezähne zu wenig benutzt und können dadurch ungehindert wachsen. Hierdurch wird ein extremer Druck auf die gegenüberliegenden Zähne ausgeübt, dem sie auf Dauer nicht stand halten können. Als Folge kippen die Zähne nach vorne und es entsteht ein sogenanntes Winkelgebiss. Ältere Pferde weisen im Bereich der Schneidezähne besonders häufig Stresssymptome mit parodontoseähnlichen Erscheinungen am Zahnfleisch auf.
Zahnprobleme bei jungen Pferden
Der Zahnwechsel beim Pferd tritt zwischen dem zweiten und fünften Lebensjahr ein und kann massive Probleme mit sich bringen. An manchen Stellen werden die Milchzahnkappen nicht abgestoßen, sodass der neue Zahn nicht ungehindert und auf geradem Weg herauswachsen kann. Stattdessen sucht er sich einen neuen Weg durch den Kiefer, um nach außen vordringen zu können.
Es entstehen nicht nur markante Zahnfehlstellungen, sondern ebenfalls entzündliche Knochenaufreibungen im Kieferbereich. Eitriger Ausfluss aus dem Mund des Tieres ist ein Symptom für eine solche Fehlstellung. Der gegenüberliegende Zahn (Antagonist) hingegen kann ungehindert wachsen. Allerdings wird dieser Wachstumsprozess durch nichts limitiert, sodass sich der Zahn über seine Zahnreihe schiebt. Dies verursacht Wellen und Stufen innerhalb des Gebisses, was dem Pferd das optimale Verkleinern des Futters sehr erschwert.
Wolfszähne
Im Zusammenhang mit dem Pferdegebiss ist häufig von den sogenannten “Wolfszähnen” die Rede. Hierbei handelt es sich um die vordersten Backenzähne, die bei den Pferden heutzutage allerdings deutlich schwächer ausgeprägt sind, als bei den Pferden von vor einigen hundert Jahren. Allgemein sind sie deutlich kleiner und weniger stark verwurzelt, als die richtigen Backenzähne und treten nur bei einigen Pferden nach außen hervor. In diesen Fällen kann es zu Schmerzen kommen, da die Wolfszähne sich genau an der Stelle befinden, wo das Trensengebiss aufliegt. Aufgrund der geringen Verwurzelung können diese Zähne aber problemlos gezogen werden.
Symptome
Die Stärke der Zahnschmerzen ist bei jedem Pferd unterschiedlich stark ausgeprägt. Folglich sind auch die Symptome nicht verallgemeinbar und es Bedarf der genauen Aufmerksamkeit des Pferdebesitzers, um auftretende Zahnschmerzen zu erkennen. Mögliche Symptome können Probleme beim Kauvorgang sein, sodass beispielsweise übermäßig viel Futter beim Kauen aus dem Mund fällt.
Weitere Anzeichen sind starker Speichelausfluss bei der Nahrungsaufnahme, unverdaute Futterstoffe im Kot, austretendes Blut aus dem Mund oder ein fauliger Geruch. Pferde mit Zahnproblemen weisen eine äußerste Sensibilität im Maulbereich auf, sodass es teilweise unmöglich ist, das Trensengebiss einzuschieben. Während des Reitens kann sich das Pferd durch häufige Auf- und Abbewegungen des Kopfes gegen das Trensengebiss wehren.
Beim täglichen Putzen des Tieres sollte zudem darauf geachtet werden, ob das Pferd Schwellungen am Kopf und besonders am Gebiss aufweist. Eine völlige Verweigerung der Nahrungsaufnahme kann viele verschiedene medizinische Ursachen haben und muss stets auch mit Zahnschmerzen in Verbindung gebracht werden.
Präventionsmaßnahmen
Die artgerechte Tierhaltung ist in jeglicher Hinsicht besonders wichtig und spielt auch bei der Prävention von Zahnschmerzen eine wichtige Rolle. Pferde, die Weidegang genießen, nehmen dort auch Steine und Schmutz in den Mund auf, welche auf natürliche Weise die Zähne abnutzen.
Übermäßiges Wachstum wird dadurch verhindert. Pferde, die hingegen nur in der Box gehalten werden, müssen als Ausgleich eine ausreichende Menge an Raufutter erhalten, um den ansonsten uneingeschränkten Wachstumsprozess zu limitieren.
Pferde sollten regelmäßig zum Zahnarzt
Allgemein müssen Pferdezähne in regelmäßigen Abständen (mindestens ein Mal im Jahr; empfohlen wird jedes halbe Jahr) vom Tierarzt professionell untersucht werden.
Dieser kann überlange Zähne abraspeln und Fehlstellungen vorbeugen. Dadurch werden dem Pferd massive Schmerzen erspart.
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—Alle Angaben ohne Gewähr!—