“Ein Pferd spricht!” – Eine amüsante und kurzweilige Geschichte
Zaungespräche….
Ein junges Pferd mit Namen Pampi (abgeleitet von der Windel Pampers), das gerade die Skala der Ausbildung lernt, steht auf seiner Wiese mit seinen Kumpels die meiste Zeit am Zaun und betrachtet sich die Reiterei hinter eben diesem Zaun. Neben seiner Besitzerin Hilde, gibt es noch die etwas zickige Schwester Fidelia und den alten Wallach Ruby, der selbst seinerzeit bis auf GrandPrix-Niveau ausgebildet wurde und in seinem Leben schon viel gesehen hat. Während Pampi versucht, das Gelernte mit dem was er sieht auf einen Nenner zu bringen, bringt ihn Ruby mit seinen manchmal ironischen Kommentaren hier und da ins Schwimmen. So kommt es zu amüsanten, manchmal auch ein wenig bissigen Interpretationen in der Reiterei von heute.
Von den Alternativen, über die Schlaufzügelfraktion bis hin zur Rollkurvereinigung oder dem Reiten an der Weltspitze; Pampi setzt sich mit allen Bereichen des Reitsportes auseinander.
Eine amüsante kurzweilige Lektüre, bei der man sicherlich häufig lachen wird….
Ein kurzer Auszug….
Grang-Prix-Pferde
Grang-Prix, nee oder?
Grand Prix, siehste, hatte ich vergessen, wie das Worts Wort richtig heißt. Nicht mit G, sondern mit D. Kommt aus dem Französischen, habe ich gehört. Das D und das X spricht man nicht aus, da sich das nicht schön anhört. Das ist übrigens das typische bei den Franzosen. Es muss sich immer schön anhören und / oder schön aussehen. Savoir Vivre. Das ist die Hauptsache.
Bei Baucher – der hat ja die Zirkusreiterei erfunden – war das auch so. Baucher heißt übersetzt so etwas wie Metzger, aber das hört sich schlimm an, zumal er auf dem Pferd auch schlimm war. Vor allem bei seiner ersten Methode. Er hatte ja zwei. Bei der ersten war er – so erzählt man – besonders grausam. Die Zuschauer waren wohl erst alle begeistert, weil das augenscheinlich so schön aussah und dann haben alle dahinter geblickt und die Realität gesehen. Das war dann aber alles andere als schön. Das haben die Franzosen übrigens auch selbst gemerkt und ihn 1847 erstmal verboten, aber leider nicht für lange.
Oder, sagt Ruby als anderes Beispiel, das sei mit dem Grand Prix wie mit dem schwarzen Pferd – wie hieß der noch? Egal. Wenn man den im starken Trab sehen würde, dann würden alle denken, dass sei der totale Wahnsinn und wie losgelassen dieses Pferd doch sei. Wenn man sich das genauer anschauen würde, wäre jedoch schnell erkennbar, dass das nur Zirkustrab sei, der Schweif pausenlos pinseln würde wie ein Propeller, das Hinterbein hinterherläufen würde und der Reiter mit dem Oberkörper hinten hängen würde, da er das verspannte Gestrampel sonst nicht sitzen könne. Und Ruby meint auch, man müsse mal das Aussitzen mit dem Leichttraben vergleichen. Beim Leichttraben lief der wie ein Pony und wenn einer aussitzt, dann würde der auf einmal alle Bein hochreißen.
Ich komme nicht auf den Namen … Was wie Torte oder so. Ruby sagt aber, es wäre nicht so wichtig, das zu wissen. Dafür würde der sowieso nicht lange genug laufen!
Wie komme ich denn jetzt da drauf?
Achja, die, die Grand Prix gehen. Also, das sind die, die alles können. Pirouetten, Einer-Wechsel, Passagen und Piaffen. Hilde sagt, dass gerade Piaffen heute meistens nur so ein Gezappel auf der Stelle wären und mit dem, was die klassische Reitkunst so fordert, nichts mehr zu tun hätte. Da ich jetzt nicht wusste, was Gezappel auf der Stelle ist, habe ich in der letzten Woche erst einmal Ruby gefragt. Der war aber an dem Tag nicht so sonderlich gut drauf und meckerte nur, dass Piaffen dieses Getrippel auf der Stelle wären und dass das heute nur noch die wenigsten wirklich könnten. Die meisten hätten die Vorderbeine viel zu weit hinten und die Hinterhandgelenke versteift, die Beine allerdings unter den Bauch gezogen, die Nase hinter der Senkrechten und der Rücken wäre weg. Ich habe dann entschieden, besser nicht mehr weiter zu fragen, aber das half mir nu’ wirklich nicht. Ich wusste auch nicht, wie ich mir das vorstellen sollte? Wo sollte der Rücken denn jetzt hin sein, wenn der weg war und die Hinterbeine sind ja doch immer hinten und was ist den versteifen??
Nachdem ich mir den Kopf zerbrochen hatte und das ohne Erfolg, habe ich es dann afgegeben…! Am selben Abend kriegte ich dann doch noch eine Information dazu.
Ich stand am Zaun, weil Hilde am Zaun stand und sich mit einem unterhalten hat, der da wohl richtig Ahnung hat. Sie hatte einen Zettel in der Hand. Den hatte sie beim letzten Kaffeetrinken von so einem netten älteren Herrn gekriegt der schon fast 100 ist, der so gerne Apfelkuchen mit Sahne mag. Hilde sagte zu dem Mann, der so viel Ahnung hat, den ich nicht kannte, dass das auf dem Bild eine exzellente Piaffe sei. Da musste ich doch mal genau schauen. Ich habe mir das dann auch sofort eingeprägt. Wer weiß, wofür man das braucht und wann man das mal einbringen kann, dass man das auch weiß.
Der Zufall hat es gewollt, kaum drei Tage später. Oder waren es vier Tage? Naja, ist egal. Jedenfalls haben die in der Nachbarschaft mit so einem schwarzen Pferd Piaffe geübt.
Also: Das, was die da gemacht haben, hatte mit dem, was auf dem Bild war, gerade überhaupt nichts zu tun. Das Pferd wirkte auch gar nicht so kurz. Die Hinterhand war auch nicht tiefer als die Vorhand. DAS nennt man übrigens Hankenbeugung – also wenn das hinten so schön gesenkt ist und das Pferd unter den Schwerpunkt tritt, Last aufnimmt! Das hatte ich extra nachgeschlagen. Was die Hanke ist, da gibt es übrigens schon wieder unterschiedliche Ansichten. Für die einen gehören dazu nur Hüftgelenk und Kniegelenk und für wieder andere zählt das Sprunggelenk auch noch dazu. Wenn das dabei schon so unterschiedlich ist, muss man sich ja nicht wundern, wenn es auch Ansichtssache ist, was eine gute und was eine schlechte Piaffe ist. Wenn sich einer nicht intensiv mit Piaffen befasst, dann kann er den Unterschied zwischen gut und schlecht vermutlich auch gar nicht sehen. Na jedenfalls, die Nase war übrigens vor der Brust. Das war doch eigentlich die Hyperflexion (Rollkur) oder hat man die bei Piaffen nicht?
Dann hoppelte der auch noch so auf der Stelle. Er hatte den Rücken runter gedrückt und die Hinterbeine waren auch nicht so vor wie bei dem Pferd auf dem Foto, sondern eher so unter dem Bauch hochgezogen. Also irgendwie war das glaube ich nicht so gut. Moment. War das nicht „Rücken weg“ und die „Hinterhandgelenke versteift“?
Wie dem auch sei: Das sah der Trainer dann auch. Der ging nämlich weg und kam dann mit so einer langen Gerte zurück. Die heißt Touchiergerte. Damit hat er das Pferd immer unten gegen die Beine gehauen und hat dem Reiter gesagt, er solle mal die Zügel kürzer nehmen. Das Pferd hat dann die Beine hektisch unter den Bauch gerissen, das Maul war aufgerissen und die Reiterin hat sich ziemlich nach hinten gelehnt, mit den Oberschenkeln mit aller Macht festgeklemmt und mit den Zügeln nach hinten gezogen. Sie war scheinbar auch noch eine Liegestuhlvertreterin. Ich weiß aber gar nicht, ob die hier auch eine Niederlassung haben. Vielleicht hat die das aber nur gemacht, damit das Pferd nicht nach vorne schießen konnte. Der ganze Spektakel ging jedenfalls sicherlich 15 Minuten so.
Das man so etwas so nicht macht und dann auch nicht so lange, ist im Eifer des Gefechtes bestimmt untergegangen. Es kam, wie es kommen musste: Der Rappe hat dann irgendwann gesagt: „so jetzt ist Schluss“. Dann hat er Vollgas gegeben. Die Reiterin fing an zu schreien. Ruby hat dann kurz vom Gras fressen hoch gekuckt und hat gesagt, dass das wie beim Grand Prix in Aachen sei. Da würden verschiedene Pferde auch irgendwann Vollgas geben und mit ihren Reiterinnen aus der Arena schießen. Die Reiterinnen würden dann nur mit einem anderen Pferd zurückkommen. Das war jetzt hier nicht so. Ob das wohl daran liegt, dass die Pferde schwarz sind, die so was machen??
Er hat mir auch einen Namen von dem anderen Schwarzen genannt, den er da im Fernsehen gesehen hat, aber den habe ich vergessen. Sali. Salone. Oder so ähnlich.
Aber das ist dabei vermutlich nu’ nicht mehr wichtig. Der läuft heute eh nicht mehr…