Rasseportrait: Belgisches Kaltblut – das Arbeitstier unter den Pferden
Belgisches Kaltblut – ursprünglich gezüchtet in Flamen, Belgien
Das Belgische Kaltblut wurde ursprünglich auf den Zuchtgestüten Brabants, eine belgische Provinz in Flamen, gezüchtet. Daher wird es auch Brabanter oder Flämisches Pferd genannt. Mittlerweile wird es in vielen Ländern gezüchtet, u. a. in vielen europäischen Ländern und in Nord- und Südamerika. Aufgrund seines wuchtigen Körperbaus wird es hauptsächlich als Arbeits, – bzw. Zugpferd (oft für Brauereikutschen) und vor der Einführung des Traktors in der Landwirtschaft eingesetzt.
Es wurde aber durch die fortschreitende Motorisierung immer weniger für die Feldarbeit gebraucht. In früheren Zeiten fand es auch als Schlachtross Verwendung. Heutzutage wird es hauptsächlich noch als Kutschpferd (Ausflüge, Festumzüge) verwendet und für das abtransportieren von Baumstämmen in schwer zugänglichen Gebieten, wo technische Geräte nicht eingesetzt werden können. Es findet aber durchaus noch als Reitpferd Verwendung.
Körperliche und charakterliche Eigenschaften
Das Belgische Kaltblut ist das am häufigsten vorkommende Kaltblut der Welt. Es hat einen massigen und kräftigen Körperbau, ein Stockmaß von ca. 160 bis 175 Zentimetern, die Fellfarbe ist meistens fuchsbraun, es gibt aber auch Schimmel (Apfelschimmel) und Rappen. Rotschimmel mit schwarzen Punkten sind ebenfalls häufig anzutreffen. Der Kopf ist mittelgroß, mit einer breiten Stirn und kleinen Ohren ausgestattet.
Die Mähne ist dicht und lang, der Hals kurz und breit, die Schulter muskulös und steil. Daran schließt sich die breite und muskelbepackte Brust an. Dem niedrigen Übergang vom Hals zum Rücken (Widerrist), schließt sich ein kurzer und breiter Rücken an und der Rumpf ist tief gewölbt. Der Übergangsbereich zwischen Lendenwirbelsäule, Kreuzbein und Schwanzwirbeln (Kruppe) ist steil und rund. Die Beine sind kurz und kräftig, die Gelenke breit und stabil, mit kurzen, steilen Fesseln. Die Hufe sind breit und flach.
Ein ökonomischer und harmonisch wirkender Bewegungsablauf zeichnen ein gutes Belgisches Kaltblut aus. Der Trab sollte fördernd und raumgreifend sein, der Galopp bodendeckend und locker. Das Pferd hat viel Kötenbehang. Das Gewicht des Pferdes kann bis zu 1200 kg betragen.
Das Belgische Kaltblut ist sehr ruhig, aufmerksam, willensstark und lernwillig. Das sanftmütige und gehorsame Pferd ist leicht zu motivieren, auch ist es sehr freundlich bzw. umgänglich im Umgang mit Menschen. Die große Kraft und Zuverlässigkeit, gepaart mit einer robusten Gesundheit macht es zu einem idealen Arbeitspferd mit vielfältigen Aufgaben.
Die Geschichte der ältesten Kaltblutrasse Europas
Der direkte Vorfahre des Belgischen Kaltbluts ist das Flandrische Pferd, welches wiederum vom prähistorischen Waldpferd abstammt. Im 19. Jahrhundert wurde durch konsequente Auslese und Reinzucht die Pferderasse, zumeist von Landwirten geschaffen.
Die Basis für die Züchtung waren drei Blutlinien, die auf drei Deckhengste zurückging. Im Jahre 1866 wurde der Verband Le Cheval de Trait gegründet und die Zucht wurde forciert. Kurze Zeit später, im Jahre 1870 bildeten sich drei Zuchtstämme heraus und zwar die Blutlinie Gros de la Dentre (vom Hengst Orange I. Begründet), die Linie Gris des Hainot (vom Hengst Bayard) und die Colosse de la Mahaique (vom Hengst Jean I.). Ende des 19. Anfang 20. Jahrhundert wurden die Kaltblüter in alle Welt exportiert und weiter veredelt, was auch die Zucht anderer Kaltblutrassen beeinflusste. Mittlerweile ist die Zucht zurückgegangen. Es gibt aber noch viele Kaltblutliebhaber, die die Rasse züchten und somit erhalten.