Narkolepsie – wenn das Pferd einfach einschläft
Auch bekannt als Schlummersucht oder Schlafkrankheit
tritt diese Nervenkrankheit bei immer mehr Pferden auf. Da die Symptome leicht mit denen anderer Krankheiten verwechselt werden können, wird hier ein genaues Krankheitsbild aufgestellt.
Narkolepsie gibt es bei Mensch, Hund und Pferd und kann eine erhebliche Einschränkung der Lebensqualität mit sich bringen.
Leidet das Pferd unter einem schweren Grad dieser Krankheit, sodass es häufig und vor allem auch beim Reiten einfach eindöst, so muss der sportliche Einsatz eingestellt und das Pferd “pensioniert” werden. Bis heute gilt die Krankheit als unheilbar und zu einer medikamentösen Behandlung ist aufgrund der hohen und schweren Nebenwirkungen nur in Fällen einer schweren Erkrankung zu raten. Da die Krankheit bis jetzt so wenig erforscht wurde, kann es schwierig sein sie richtig zu diagnostizieren.
Meistens wird vom Reiter zuerst beobachtet, dass das Pferd einfach in der Box den Kopf in Richtung Boden senkt und mit den Vorderbeinen einknickt. Wird dieses Eindösen des Pferdes nicht beobachtet, finden Pferdebesitzer zudem manchmal nur wunde Stellen an den Vorderbeinen ihrer Pferde, die sich meist rund um die Fesselgelenke finden lassen. Hier ist es besonders wichtig der Ursache auf den Grund zu gehen und herauszufinden, ob das Pferd an der Nervenkrankheit leidet. In jedem Fall muss für eine richtige Diagnose ein Tierarzt kontaktiert werden, denn in manchen Fällen gleichen sich die Symptome der Narkolepsie mit denen einer einfachen Überlastung des Pferdes. Während das Pferd bei letzerem nur geschont und in eine stressfreiere Umgebung gebracht werden muss, ist eine Heilung der Narkolepsie nicht möglich.
Ursachen der Narkolepsie bei Pferden
Bis heute gibt es keine allgemein gültige Ursache, sondern nur Hypothesen, die von verschiedenen Wissenschaftlern vertreten werden. Allen gleich ist, dass es sich bei Narkolepsie um eine Nervenkrankheit handelt, bei der bestimmte Teile im Zentrum des Gehirns betroffen sind. Hierbei sind alle betroffenen Teile für den Schlaf-Wach-Zustand verantwortlich und können bei einem Defekt diesen nicht mehr regulieren. In medizinischer Fachsprache wird dies dadurch ausgedrückt, dass der Suprachiasmatische Nucleus einer degenerativen Veränderung unterliegt und der Hypothalamus einen Verlust an Orexin-Zellen verzeichnen muss. Resultat dieser beiden Prozesse ist, dass der 90-Minütige Schlafzyklus durcheinander gebracht wird.
Symptome einer Narkolepsie
Die Symptome der Narkolepsie werden in vier Kategorien eingeteilt, die sich die narkoleptische Tetrade nennt.
1.) Schlafzwang: Dem Pferd ist den gesamten Tag über eine gewisse Grundmüdigkeit anzumerken. Unabhängig davon, ob es gerade geritten wird oder ruhig in seiner Box steht, kann es jederzeit einschlafen. Der Schlaf kann hierbei zwischen wenigen Sekunden bis hin zu einigen Minuten dauern. Der Zeitpunkt kann hierbei vom Pferd nicht kontrolliert werden.
2.) Kataplexie: Dies ist der medizinische Fachausdruck dafür, dass das Pferd die Kontrolle über gewisse Muskelpartien verliert. Dies wird dadurch sichtbar, dass das Pferd beispielsweise mit seinen Vorderbeinen einknickt. Die Augen können hierbei sowohl geschlossen, als aber auch offen sein, d.h. das Pferd ist trotz des Kontrollverlustes bei vollem Bewusstsein. Hält die Kataplexie länger an, kann das Pferd das Gleichgewicht verlieren und umfallen. Hierbei entsteht die größte Verletzungsgefahr für das Tier, sodass narkoleptische Pferde häufig offene Stellen an den Vorderbeinen aufweisen. Des Weiteren können beim Umfallen auch Schulterknochen verletzt oder Halswirbel verrenkt werden. In diesen Fällen kann ein Osteopath helfen, die Wirbel wieder einzurenken und das Pferd von den Schmerzen zu befreien.
3.) Störung des Schlafrhythmus: Der normale Schlafrhythmus des Pferdes und auch des Menschen ist eingeteilt in bestimmte Schlafphasen. Bei einem gesunden Schlafrhythmus ist die erste Phase die Einschlafphase, die dann in die REM (Rapid Eye Movement) übergeht. Die REM wird auch Traumschlafphase genannt und macht ungefähr 20-25 % des Schlafes aus. Ist der Abstand zwischen Einschlafphase und REM stark verkürzt spricht man von einer SOREM (Sleep onset REM). Dadurch tritt die REM frühzeitig ein und wird der traumlosen Schlafphase vorgezogen. Dies verursacht einen gestörten Schlafrhythmus und Schlafstörungen. Wird diese verkürzte Zeit zwischen Einschlafen und REM Phase festgestellt, so wird von einer neurologischen Erkrankung des Schlaf-Wach-Rhythmus ausgegangen.
4.) Schlafparalyse/Schlaflähmung: Eine Schlaflähmung tritt im Gegensatz zur Kataplexie beim Einschlafen oder Aufwachen ein. Bestimmte Muskelpartien des Pferdes können nicht mehr bewegt werden und das Pferd kann umfallen. Auslöser für eine solche Lähmung ist die Anhebung des Natriumspiegels im Blut, welche durch einen defekten Natriumkanal bedingt wird. Da dieser nicht mehr schließen kann, nimmt der Anteil des Natriums zu und es kommt zu einer unkontrollierten Entspannung der Muskeln. In manchen Fällen kann dieser Zustand durch leichtes Halsklopfen wieder aufgehoben werden. In jedem Fall sollte das Pferd aus der Box geholt und langsam im Schritt geführt werden. Dadurch werden Stresshormone versendet, die den Blutspiegel wieder normalisieren.
Therapieansätze
Grundsätzlich ist diese neurologische Krankheit nicht heilbar. Medikamente sollten nur bei einem schweren Grad der Erkrankung eingesetzt werden, da sie deutliche Nebenwirkungen mit sich bringen. Als mögliches Medikament kann das Antidepressiva Impiramia eingesetzt werden. Desweiteren wird auch Atropinsulfat eingesetzt, da dieses Präparat schwere Anfälle reduzieren und Anfälle für einen Zeitraum von bis zu 30 Stunden verhindern kann. Da die Verschreibung beider Medikamente jedoch nur von einem Tierarzt vollzogen werden kann, muss auch die Dosierung genauestens mit diesem abgesprochen und nach seinen Anweisungen befolgt werden. Pferde, die an einem leichteren Grad der Erkrankung leiden, sollten von vermeidbarem Stress ferngehalten werden. Hier ist es wichtig, dass diese Tiere vor allem nachts Ruhe haben. Daher ist es besser, wenn eine als eigentlich optimal angedachte Offenstallhaltung zumindest für die Nacht gegen eine Box getauscht wird. So kann dem Tier mehr Ruhe gewährleistet werden und es hat eine bessere Chance auf ruhigen Schlaf.
Grundsätzlich wurde die Erkrankung bei folgenden Pferderassen vermehrt vorgefunden: Appaloosa, Vollblut, Quarter Horse, Shetland-, Fell- und Suffolk Ponys. Fundierte Forschungsergebnisse zu dieser Beobachtung gibt es bislang jedoch nicht.
Es bleibt also festzuhalten, dass Reiter ihre Pferde bei auftretenden Symptomen genauestens beobachten und sich mit einem Tierarzt in Verbindung setzten sollten.
Surftipp:
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