Kalium, Natrium und Co – Informationen rund um Elektrolyte für Pferde
Was sind eigentlich Elektrolyte und warum sind sie so wichtig?
Häufig ist auf Futterverpackungen oder in Ratgebern zur richtigen Pferdefütterung von Elektrolyten die Rede. Doch was sind eigentlich Elektrolyte und warum haben sie eine solch wichtige Funktion im Organismus des Pferdes?
Hier eine aufschlussreiche Übersicht…
Was sind Elektrolyte?
Im weitesten Sinne handelt es sich bei Elektrolyten um elektrisch leitfähige Stoffe. Manchmal werden sie auch Mineralien genannt und werden für lebenswichtige Funktionen im gesamten Organismus benötigt. Ein funktionstüchtiger Körper und Gesundheit können nur dann garantiert werden, wenn die Elektrolyte in ausreichender Menge im Körper vorhanden sind. Da sie nicht auf natürliche Weise im Körper produziert werden, müssen sie mit der Nahrung aufgenommen werden. Gemeinsam mit dem Wasser bilden sie den größten Teil der Körperflüssigkeit. Man kann sie als „Transporter“ verstehen, da sie dafür sorgen, dass alle Stoffe an die richtigen Orte transportiert werden. Sie garantieren und regulieren damit das Wachstum und die Ernährung des Pferdes. Desweiteren sind sie vermehrt im Zytoplasma, d.h. in der Zelle, wie auch in der Muskulatur, dem Herzen und der Darmwand zu finden und sorgen an allen Stellen für einen funktionierenden Ablauf aller biochemischen Prozesse.
Funktion von Elektrolyten im Organismus des Pferdes
Die Tatsache, dass Elektrolyte an allen wichtigen Schaltstellen des Organismus auftreten und für deren Funktionstüchtigkeit sorgen, verdeutlicht bereits, wie wichtig eine ausreichende Versorgung des Pferdes mit diesem Stoff ist. Egal um welches Elektrolyt es sich handelt: bei einem Mangel treten immer gesundheitliche Probleme für das Tier auf. Ein besonders hoher Bedarf entsteht bei schwer arbeitenden Pferden. Über den vermehrten Schweiß werden auch viele Elektrolyte abgegeben, sodass schnell eine Unterversorgung entstehen kann. Ein weiterer Grund für einen Mangel bestimmter Elektrolyte ist das Problem der Überbewirtschaftung der Felder. Die Folge sind stark ausgewaschene Böden, die nicht mehr ausreichende Mengen an Elektrolyten bereit stellen können. Futtermittel enthalten daher von Natur aus nicht mehr genügende Mengen an Mineralien.
Mineralfutter für Pferde
Zu den wichtigsten Elektrolyten im Organismus des Pferdes zählen Natrium, Kalium, Magnesium, Chlorid, Phosphat und Hydrogencarbonat. Für alle diese Stoffe gibt es eine bestimmte empfohlene Tagesdosis. Wenn Sie hierbei überprüfen möchten, wie es um den Elektrolytehaushalt Ihres Pferdes steht, können Sie ein Blutbild machen. Dieses zeigt die jeweiligen Werte auf, sodass ein eventueller Mangel oder auch ein Überschuss erkannt werden kann. Bei einem Mangel stellt sich grundsätzlich die Frage, wie sinnvoll es ist, ein Zusatzfutter mit Elektrolyten zu kaufen. Meistens enthalten diese Präparate nur Kochsalz in Verbindung mit Traubenzucker und Vitamin C. Dies erscheint in der Tat nur wenig effektiv und hauptsächlich teuer, sodass vor allem die Futterhersteller daran verdienen. Als Alternative kann beispielsweise ein Leckstein in der Box angebracht werden. Dieser spart nicht nur Geld, sondern deckt schon mal den natürlichen Bedarf an Natrium und Kalium ab.
Um eine kleine Übersicht über die wichtigsten Elektrolyte zu bekommen, haben wir hier eine Kurzbeschreibung der einzelnen Stoffe zusammen gestellt.
Mineralien:
Natrium
Natrium wird im umgangssprachlichen Gebrauch als Salz bezeichnet. Allerdings gibt es hierbei einen Unterschied zwischen unserem Kochsalz in der Küche und dem sogenannten Viehsalz, da unser Kochsalz im Gegensatz zum Viehsalz mit dem Zusatz Fluorid behandelt wird. Neben seinem Beitrag zur Funktionsfähigkeit der Zellen besteht die Hauptaufgabe von Natrium in der Regulation des Wasserhaushaltes. Die Wassermenge ist eng mit dem Salzgehalt im Körper verbunden, sodass ein Mangel oder auch Überschuss Probleme der Wasserversorgung mit sich bringen. Hat das Pferd beispielsweise einen Überschuss an Natrium, kann der Körper nicht mehr genügend Wasser aufnehmen und es kommt zu einer Dehydration. Ein Mangel hingegen kann zu einer Beeinträchtigung des Hirnes und im schlimmsten Fall auch zu einem epileptischen Anfall führen. Bei steigender Arbeitsleistung des Pferdes steigt auch der Bedarf an Natrium. Daher gibt es eine empfohlene Tagesdosis, die abhängig von der jeweiligen körperlichen Leistung des Pferdes ist. Bei nur leicht arbeitenden Pferden liegt sie bei 27 g, bei mittlerer Arbeit bei 43 g und bei Höchstleistungspferden bei 85 g (alle Werte beziehen sich auf die tägliche Dosis; bei diesen Werten besteht eine Toleranz von bis zu 5 g pro Tag). Um eine ausreichende Versorgung zu garantieren, kann in unmittelbarer Nähe des Pferdes ein Leckstein angebracht werden.
Kalium
Bei Kalium handelt es sich ebenfalls um ein Mineral, welches in einer chemischen Verbindung mit Chlorid zu einem Salz wird. Dieses ist allerdings nicht mit dem Salz gleichzusetzen, das aus der chemischen Verbindung Natrium und Chlorid entsteht. Daher kann der Kaliumbedarf nicht durch einen Leckstein abgedeckt werden, da in diesem kein Kalium enthalten ist. Die Hauptfunktion von Kalium ist die Regulation des osmotischen Drucks. Dies bedeutet, dass es für eine Ausgeglichenheit zwischen der Innen- und Außenseite der Zelle sorgt und damit den Druck zwischen beiden Seiten ausgleicht. Dieser Ausgleich garantiert die Stabilität der Zelle. Desweiteren leitet Kalium Nervenimpulse weiter und reguliert die Funktionsfähigkeit des Herzrhythmus´ und der Muskelarbeit. Darüber hinaus ist dieses Mineral mitverantwortlich für die Aktivität der Enzyme, die an der Produktion von Glukose (Zucker) beteiligt sind. Grundsätzlich wird der Bedarf an Kalium durch das Futter garantiert. Bei Höchstleistungspferden wird jedoch über den Schweiß viel Kalium abgegeben, sodass hier mit extra Elektrolytepräparaten einem Mangel entgegen gewirkt werden muss. Bei der Auswahl des Präparates und der verfütterten Menge, sollte in jedem Fall ein Tierarzt oder Ernährungsberater konsultiert werden.
Calcium
Calcium ist in großen Mengen in den Zähnen und Knochen zu finden. Die Knochen stellen hierbei regelrechte Calcium-Speicher dar. Bei einem Mangel im Körper können somit kleine Teile aus den Knochen gelöst werden, sodass Calcium frei gesetzt wird und für andere wichtige Stoffwechselprozesse zur Verfügung steht. Dieser Abspaltungsprozess des Knochens ist hierbei ein ganz normaler Vorgang, da sowohl wir Menschen, als auch Pferde ein dynamisches Skelett aufweisen. Dies bedeutet, dass täglich kleinste Teile abgespalten und gleichzeitig aber auch wieder aufgebaut werden. Durch das Abspalten werden täglich kleine Reserven frei, die dann an anderen Stellen im Organismus verwendet werden können. Bei der Zusammensetzung des Knochens kommen hierbei 30 Einheiten Calcium auf 14 Einheiten Phosphor und 1 Einheit Magnesium. Zu den weiteren Funktionen von Calcium zählen die Erregung von Muskeln und Nerven, sowie die Speicherung und Bereitstellung des Energieträgers Glukose. Darüber hinaus ist es an der Zellteilung, wie auch der Aktivierung von Enzymen und Hormonen beteiligt. Ein Mangel an Calcium ist besonders für junge und sich noch im Wachstum befindende Pferde schädlich, da sich die Knochen nicht voll entwickeln können. Bei alten Pferden hingegen kann eine Überversorgung an Calcium zu Nierenproblemen führen.
Chlorid
Dieses Mineral ist im Körper in Form von Natriumchlorid zu finden, sodass es sich auch hier um ein Salz handelt. Ähnlich wie Kalium, ist es für den osmotischen Druck und damit für den Flüssigkeitsstrom zwischen den Zellen verantwortlich. Dadurch garantiert es die Stabilität der Zelle und ist hierfür unerlässlich. In Verbindung mit Natrium ist es zudem mitverantwortlich für die Entstehung und Weiterleitung von Nervenimpulsen. Desweiteren ist Chlorid am Säure-Base-Haushalt beteiligt und sorgt hier in Verbindung mit Hydrogencarbonat für das Gleichgewicht. Auch bei der Verdauung hat das Elektrolyt eine wichtige Funktion, da es in hohen Mengen in der Magensäure enthalten ist und dort zusammen mit anderen Enzymen an der Zerlegung von Eiweißen beteiligt ist. Darüber hinaus ist es wichtig für die Gewebespannung und die Muskelarbeit, sodass vor allem bei stark arbeitenden Pferden ein erhöhter Bedarf entsteht (Bedarf steigt auf das Dreifache an!). Daher ist der tägliche Bedarf ebenfalls von der körperlichen Arbeit abhängig. Die empfohlenen Mengen liegen bei 80 g bei leichter Körperanstrengung, 103 g bei mittlerer Körperanstrengung und bei 148 g bei schwerer Körperanstrengung. Chlorid kann wie Natrium über einen Leckstein aufgenommen werden.
Hydrogencarbonat
Hydrogencarbonat ist von essentieller Bedeutung für den Säure-Base-Haushalt. Es hat eine stark basische Wirkung und wird daher häufig auch als „Säurepuffer“ bezeichnet. Wir Menschen nehmen daher beispielsweise auch Hydrogencarbonatpräparate bei stark auftretendem Sodbrennen. Desweiteren kennen wir dieses Elektrolyt aus dem Mineralwasser, da es hier natürlicher Bestandteil ist. In Verbindung mit Natrium, Calcium und Magnesium hat Hydrogencarbonat eine stark entzündungshemmende Wirkung und ist daher für den Körper von wichtiger Bedeutung.
Magnesium
Magnesium ist vor allem an einer funktionierenden Muskelarbeit und am Knochenbau beteiligt. Neben dieser Hauptfunktion partizipiert es zudem an mehr als 300 Stoffwechselprozessen im gesamten Körper. Besonders bei Pferden mit einer hohen Arbeitsleistung kann schnell ein Mangel auftreten. Während Calcium für das Anspannen der Muskeln verantwortlich ist, sorgt Magnesium im Gegenzug für die Entspannung. Bei einem Mangel ist folglich nach heftiger körperlicher Arbeit ein Zittern in den Beinen deutlich zu erkennen. Neben der Muskelentspannung ist auch die Stabilität des Knochenbaus stark vom Elektrolyt Magnesium abhängig. Wie bereits bei Calcium beschrieben ist das Skelett dynamisch und kann daher im Falle eines Mangels dieser beiden Stoffe gespeicherte Magnesium- oder Calciumreserven freisetzen. Diese Option ist allerdings nur bis zu einem gewissen Grad realisierbar. Liegt ein langanhaltender Mangel an Magnesium vor, verschlechtert sich die Qualität des Skeletts. In diesem Fall kommt es schneller zu Brüchen und sonstigen Schädigungen, was vor allem bei Sportpferden weitreichende Konsequenzen mit sich ziehen kann. Generell hat Magnesiummangel hierbei weitaus verheerendere Folgen, als ein Calciummangel (und das obwohl beim Knochen auf 30 Einheiten Calcium nur 1 Einheit Magnesium kommt!). Bei der richtigen Dosierung muss aufgrund der Zusammensetzung von Knochen stets darauf geachtet werden, dass Magnesium in einem passenden Verhältnis zu Calcium gefüttert wird. Ein langanhaltender Überschuss an Magnesium kann zu einem Nierenversagen führen.
Phosphor
Phosphor zählt bei allen Organismen mit zu den wichtigsten Elektrolyten. Neben Magnesium und Calcium ist es ebenfalls Bestandteil von Knochen. Desweiteren ist es in der Pferdezucht von wichtiger Bedeutung, da es auch Bestandteil der DNA und RNA ist und somit für die Übertragbarkeit wichtiger Erbanlagen verantwortlich ist. Da es am Energiestoffwechsel innerhalb der Zellen beteiligt ist, darf vor allem bei hoher körperlicher Anstrengung (Muskelaufbau) kein Mangel entstehen. Bei Phosphor liegt desweiteren die Besonderheit vor, dass es in einem bestimmten Verhältnis mit Calcium gefüttert werden soll. Dieses Verhältnis liegt bei 1,5:1 bis maximal 2:1.
Zusatzfutter für Pferde
Fazit: Es bleibt fest zu halten, dass alle Elektrolyte eine essentielle Bedeutung für den Organismus haben und ein Mangel vor allem bei erhöhter körperlicher Arbeit entstehen kann. Darüber hinaus ist zu beachten, dass einige Elektrolyte sich gegenseitig beeinflussen und in einem bestimmten Verhältnis zueinander verfüttert werden müssen (beispielsweise Calcium und Magnesium, wie auch Calcium und Phosphor). Bei Pferden mit erhöhter körperlicher Arbeit sollte die richtige Dosierung von Elektrolyten mit dem Tierarzt oder einem Ernährungsexperten abgesprochen werden.
Alle Angaben für die empfohlene tägliche Dosierung beziehen sich auf ein Pferd mit einem durchschnittlichen Körpergewicht von 600 kg.
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