Das kleine und große Blutbild beim Pferd – Teil 3
Teil 3 – das große Blutbild
Deutung des großen Blutbildes
Das große Blutbild bietet sowohl die beim kleinen Blutbild analysierten Inhaltsstoffe des Blutes, als auch weitere wichtige Komponenten. Hierzu zählen vor allem Minerale, aber auch andere Inhaltsstoffe wie beispielsweise Eiweiß oder Glukose. Die Darstellung der einzelnen Komponenten erfolgt auf die gleiche Weise, wie beim kleinen Blutbild.
- Alkalische Phosphatase (AP):
Bei APs handelt es sich um Enzyme. Diese sind im Allgemeinen für einen beschleunigten Ablauf der Stoffwechselprozesse verantwortlich und damit von großer Bedeutung. AP wird vor allem in der Leber und in den Knochen produziert. Der Normalwert beträgt bis zu 333 U/l. Ausweichende Werte schließen auf eine Erkrankung der Leber, Galle oder der Knochen. - Bilirubin:
Dies ist das Abbauprodukt von Hämoglobin und hat damit keine Funktion für den Körper. Eine Anlagerung in der Haut zeigt sich als so genannte Gelbsucht. Der Normalwert liegt bei bis zu 3,1 mg/dl. Bilirubin wird über die Leber abgebaut und über den Darm ausgeschieden. Ein erhöhter Wert deutet daher auf eine Lebererkrankung hin. - Gamma GT (Gamma-Glutamyl-Transferase):
Dieses Enzym ist in den meisten Organen vorhanden und an einem reibungslosen Ablauf von Stoffwechselprozessen beteiligt. Der Normalwert beträgt bis zu 45 U/l. Leichte Abweichungen vom Normalwert müssen unbedingt beachtet werden, da er sehr sensibel ist und sich durch ihn bereits die kleinsten Erkrankungen ablesen lassen können. - GLDH (Glutamat-Dehydrogenase):
Dies ist ein Enzym, welches in allen Organen zu finden ist. Seine wichtigste Funktion hat es in den Leberzellen. Der Normalwert liegt bei bis zu 20,8 U/l. Sind Leberzellen beschädigt, gelangt das Enzym vermehrt ins Blut. Ein erhöhter Wert schließt folglich auf eine Lebererkrankung, welche beispielsweise durch eine Vergiftung hervorgerufen werden kann. - AST (Aspartat-Aminotransferase): Die ältere Bezeichnung für dieses Enzym ist GOT (Glutamat-Oxalacetat-Transaminase).
Wie alle anderen Enzyme sind sie an einem Großteil der Stoffwechselprozesse beteiligt und vor allem in Herz, Skelett und Leber zu finden. Der Normalwert liegt bei bis zu 690 U/l. Ein erhöhter oder verringerter Wert schließt auf eine Erkrankung der aufgelisteten Organe und des Skeletts. - LDH (Laktat- Dehydrogenase):
Dieses Enzym ist ebenfalls in vielen Organen vorhanden, wobei es vermehrt in Leber, Muskeln, Erythrozyten und Niere auftritt. Der Normalwert beträgt bis zu 606 U/l. Die Ursache für einen veränderten Wert kann schwer zu finden sein, da nicht nur eine Erkrankung der genannten Organe, sondern auch Gewebeschäden in Frage kommen können. - CK-NAC (Creatin-Kinase):
Dieses Enzym tritt in allen Muskeln und im Gehirn auf. Der Normalwert beträgt bis zu 408 U/l. Ein erhöhter Wert deutet auf eine Muskelerkrankung hin (Myopathie). - Glukose:
Dieser Wert gibt Auskunft über den Blutzuckerspiegel. Der Normalwert liegt bei 55-90 mg/dl. Ursachen für einen erhöhten Wert können Stress, Übergewicht oder Stoffwechselprobleme sein. - Harnstoff:
Diese organische Verbindung ist das Endprodukt des Harnstoffzyklus´ und wird über den Harn vom Körper ausgeschieden. Der Normalwert beträgt 20-40 mg/dl. Ein erhöhter Wert deutet auf eine Dehydration, Urämie, einen Schockzustand oder auf eine zu hohe Eiweißkonzentration im Futter. Erkrankungen der Leber oder auch ein Mangel an Proteinen kann Ursache für einen verringerten Wert sein. - Kreatinin:
Dieses Abbauprodukt von Kreatin wird von der Niere filtriert und über den Urin vom Körper ausgeschieden. Der Normalwert liegt bei 62,0-177,0 umol/l. Er ist ein Indikator für die Funktionstüchtigkeit der Niere, sodass ein veränderter Wert auf einer Erkrankung dieser schließen lässt. - Laktat:
Das Salz der Milchsäure ist der Indikator für den Sauerstoffgehalt innerhalb des Körpers. Der Normalwert liegt unter 1,0 umol/l. Ein erhöhter Wert deutet auf eine mangelnde Sauerstoffversorgung. Der Laktat-Wert ist besonders für Sportpferde von großer Bedeutung. Bleibt der Wert auch nach großer Belastung niedrig, so befindet sich das Pferd in einem guten Leistungszustand. - GEW (Gesamteiweiß):
Addiert man alle Proteine (Eiweiße) innerhalb des Blutes, so erhält man das Gesamteiweiß. Der Normalwert beträgt zwischen 55,0-75,0 g/l. Der prozentuale Anteil des Eiweißes sinkt, wenn das Pferd zu wenige Eiweiße über die Nahrung aufnimmt, durch starken Durchfall viel Flüssigkeit verloren hat oder an einer Nieren- oder Lebererkrankung leidet. Bei Flüssigkeitsmangel oder chronischen Infektionskrankheiten hingegen steigt der Anteil im Blut. - Albumin:
Dieses Protein (Eiweiß) ist einer der wichtigsten Plasmaproteine. Es wird in der Leber gebildet und sorgt für eine gleichmäßige Flüssigkeitsverteilung innerhalb des Blutes. Der Normalwert beträgt 45-60 %. Mit dieser Prozentzahl wird der so genannte kolloidosmotische Druck gemessen. Ist der Wert erniedrigt, verlässt das Blut seine vorgesehene Laufbahn und dringt in die umliegenden Gewebezellen ein. Dadurch entstehen schmerzhafte Wasseranlagerungen. Besonders bei Entzündungen, Erkrankungen der Leber, Niere und des Darms, wie auch bei Tumoren, ist der Albumin-Wert im Auge zu behalten. - Eisen:
Das Elektrolyt Eisen bindet den Sauerstoff an die roten Blutkörperchen. Der Normalwert liegt zwischen 80-240 ug/dL. Da Eisen eine wichtige Funktion hat und besonders im Wachstum in genügenden Mengen im Körper gebraucht wird, muss ein Mangel vermieden werden. Die Ursache hierfür kann in falschem Futter liegen, da manche Futtermittel nicht genügend Eisen enthalten. Desweiteren sind Eisenwerte nach starkem Blutverlust und bei einer Störung der körperlichen Eisenaufnahme stets erniedrigt. - Calzium:
Dieser Mineralstoff hat wichtige Funktionen für die Stabilität von Zähnen und Knochen. Der Normalwert beträgt 2,5-3,4 mmol/l. Wird im Blutbild eine Überdosis an Kalzium gefunden, weist dies auf einen Nierenschaden oder einen Tumor hin. Zudem sollte das Futter überprüft werden, da es einen zu hohen Anteil an Kalzium enthalten kann. - Kalium:
Die Hauptaufgabe dieses Elektrolyts ist die Gewährleistung eines geregelten Drucks innerhalb des Blutes. Desweiteren werden Nervenimpulse über sie weiter gegeben und der Herzrhythmus wie auch die Muskelarbeit reguliert. Seine Funktionen machen bereits deutlich, dass dieser Wert besonders bei Sportpferden eine große Bedeutung spielt. Hier muss über das Futter eine extra Portion Kalium verfüttert werden, da bei hoher Belastung viel Kalium über den Schweiß abgegeben wird. Weist ein Pferd über einen langen Zeitraum einen Mangel an Kalium auf, so kann dies Krampfanfälle, Verdauungsstörungen, sowie Schäden von Herz und Niere zur Folge haben. Bei Pferden mit normalem Trainingsbedarf wird hingegen nur in sehr seltenen Fällen ein Mangel an Kalium vorgefunden, da die meisten Futtermittel den benötigten Anteil abdecken. - Magnesium:
Dieses Elektrolyt ist an mehr als 300 Stoffwechselprozessen beteiligt und stabilisiert das Innere einer Zelle. Es hat demnach eine weitreichende Bedeutung, sodass es unter anderem auch Krämpfe verhindert und viele Funktionen der Niere und Muskulatur unterstützt. Der Normalwert ist zwischen 0,5-0,9 mmol/l. Die Symptome für einen Überschuss an Magnesium sind oft nicht klar einzuordnen: das Pferd zeigt Krämpfe, Muskelzittern, Müdigkeit und Knochenschwäche. Desweiteren kann ein langzeitiger Überschuss eine Niereninsuffizienz verursachen. - Natrium:
Dieses Salz hat eine wichtige Bedeutung für den gesamten Organismus, da es in seiner Hauptfunktion den Wasserhaushalt reguliert. Der Normalwert liegt bei 125-150 mmol/l. Da Natrium in großen Mengen über den Schweiß abgegeben wird, ist es besonders wichtig, dass kein Mangel entsteht. Diesem kann man beispielsweise durch einen Leckstein entgegen wirken (unmittelbarer in Reichweite des Pferdes platzieren). Hat das Pferd hingegen einen Überschuss an Natrium, kann es nicht mehr genügend Wasser aufnehmen. - Zink:
Alle Informationen zu diesem Mineral, mitsamt allen Auswirkungen bei einem auftretenden Mangel oder Überschuss finden Sie hier. Der Normalwert beträgt 7,65-20 umol/l (500-1300 ug/L). - Selen:
Auch hier haben wir einen ausführlichen Bericht rund um das Spurenelement, wie auch den Auswirkungen eines Mangels oder Überschusses hier für Sie zusammen gestellt. Der Normalwert liegt zwischen 1,3 und 2,5 umol/l. - Kupfer:
Weitere Informationen über Kupfer, sowie den Folgen und Ursachen eines möglichen Kupfermangels gibt es hier. Der Normalwert beträgt zwischen 7,9-23,6 µmol/L (50-150 ug/dL). - Phosphat anorganisch:
Viele Moleküle im Körper bestehen aus Phosphat. Hierbei ist er vor allem in den Knochen und in den Zähnen zu finden. Er wird über die Niere und den Darm vom Körper ausgeschieden. Der Normalwert beträgt 0,7-1,45 mmol/l. Phosphat ist eng mit dem Kalziumspiegel verbunden. Liegt der Kalziumspiegel außerhalb des Normalwertes, ist folglich meistens auch der Phosphatspiegel erhöht. Da Phosphat über die Niere und den Darm abgegeben wird, lässt ein erhöhter Wert häufig auf eine Erkrankung der Niere schließen. Falls dies nicht der Fall ist, kann auch eine Vitamin-D-Vergiftung oder eine zu starke körperliche Anstrengung die Ursache sein. Bei einer Verringerung des Wertes treten Mangelzustände, sowie Durchfall auf. Teil 1 – Was ist ein Blutbild und welche Unterschiede gibt es
Teil 2 – das kleine Blutbild
Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel ersetzt nicht die qualifizierte Beratung durch einen ausgebildeten Tierarzt! Bei Problemen mit der Gesundheit des Pferdes sollte deshalb immer ein Tierarzt hinzugezogen werden!
Surftipp:
- Mehr Informationen zum Bereich Veterinärdiagnostik unter: www.idexx.de
mit Leistungsverzeichnis
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