Camargue-Pferde: die wilden Schimmel Frankreichs
Im Süden Frankreichs findet man eine Region, die in Reiterkreisen vor allem wegen ihrer wilden weißen Pferde bekannt ist: Die Camargue.
Dieser Begriff bezeichnet das Gebiet des Rhône-Deltas, der Bereich südlich von Arles bis ans Mittelmeer. Die Gegend, die überwiegend aus Schwemmland besteht, wird vor allem für die Landwirtschaft und die Viehzucht genutzt.
In dem Naturschutzgebiet der Camargue findet man eine große Zahl an Wasservögeln, unter anderem auch den großen Flamingo. Zudem leben hier halbwilde Herden der Camargue-Stiere und vor allem der Camargue-Pferde.
Die Camargue-Pferde – robust, ausdauernd und mutig
In den weiten Sumpfgebieten dieser Gegend entwickelte sich über Jahrhunderte hinweg eine kleine, robuste, ausdauernde und mutige Pferderasse. Die Camargue-Pferde haben keineswegs ohne jeglichen menschlichen Einfluss gelebt. Immer wieder wurde auch durch Fremdpferde versucht, das Zuchtergebnis zu beeinflussen. Da aber die wilden Herden aufgrund unterschiedlicher Entwicklungen immer wieder über Jahre hinweg sich selbst überlassen wurden, konnte durch natürliche Selektion das ‚Fremdblut’ wieder ausgeschwitzt werden. Somit haben auch heute noch die Pferde der Camargue die ursprünglichen Gene ihrer Vorfahren.
Camargue-Pferde sind ausschließlich Schimmel
Sie werden als dunkle Fohlen geboren und wechseln dann mit zunehmendem Alter die Farbe. Auch Forellen- oder Fliegenschimmel können vorkommen. Die Tiere erreichen ein Stockmaß von 1,35 m bis 1,50 m. Die Pferde haben einen ausdrucksvollen, kantigen Kopf mit kräftigen Ganaschen, großen Augen und kleinen Ohren. Der Hals ist kurz und kräftig, die Schulter steil und muskulös.
Die Tiere werden in erster Linie als Arbeits-, Reit- und Lastpferde eingesetzt. Vor allem die Stierzüchter nutzen sie bei der Arbeit und im Stierkampf. Ihre Wendigkeit, ihr Mut und die Verlässlichkeit machen sie hier zu einem lebenswichtigen Partner für den Reiter. Heute leben noch viele Camargue-Pferde in halbwilden Herden im Rhône-Delta. Derzeit sind für die Rasse über 160 Hengste und etwa 950 Stuten registriert. Da die Selektion nun nicht mehr allein durch die Natur erfolgt, gibt es feste Regeln für die Zucht, um die ursprünglichen Eigenschaften der Tiere zu erhalten. So gehören nur Pferde der Rasse „Camargue“ an, wenn sie eben in dieser Gegend oder in angrenzenden Gebieten mit camargueähnlichem Charakter geboren wurden. Die Aufzucht muss in einer so genannten Manade, einer Herde von mindestens vier Stuten auf 20 ha extensiv bewirtschaftetem Weideland, erfolgen. Pferde, die außerhalb der „Wiege“ der Camargue geboren wurden, erhalten die Rassebezeichnung „Camargue Hors Berceau“. Allerdings nur, wenn der Vater ein gekörter Hengst der Rasse Camargue ist.
Beeindruckende Pferde in der faszinierenden Landschaft der Camargue
Wer die beeindruckenden halbwilden Herden in der faszinierenden Landschaft der Camargue einmal selbst erleben möchte, der sollte einen Urlaub auf einem Camarguepferdegestüt planen.
Auf dem Gestüt Mas de la Pousaraque in Arles zum Beispiel werden 140 Pferde gehalten. Auf den 20 gerittenen Pferden können Fortgeschrittene Reiter die Landschaft erleben oder die Arbeit an Rindern erlernen.
Wem Südfrankreich zu weit ist, wird auch in Deutschland fündig
Wem die Reise bis nach Südfrankreich zu weit ist, der findet unter anderem vor den Toren Berlins einen Camargue-Pferdehof. Kinderreitferien, Wanderritte, Bodenarbeitskurse und Westernunterricht werden hier angeboten.
Surftipps:
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—Alle Angaben ohne Gewähr—