Verhaltensstörungen beim Pferd – das Koppen
Gemeinsam mit Weben zählt Koppen zu den Stereotypien beim Pferd.
Beim Koppen gibt das Pferd rülpsartige Geräusche von sich und führt diese zwanghafte Handlung immer und immer wieder durch. Wenn ein Pferd erst einmal mit Koppen angefangen hat, ist es sehr schwierig, diese Unart wieder zu abzugewöhnen.
Was ist Koppen?
Beim Koppen spannt das Pferd die untere Halsmuskultur an, öffnet den Rachen und zieht den Kehlkopf zurück. Dadurch strömt Luft in die Speiseröhre und bis in den Verdauungstrakt ein. Dieses Einsaugen der Luft äußert sich als ein rülpsartiges Geräusch. Grundsätzlich gibt es zwei verschiedene Arten von Koppern. Die Aufsetzkopper kommen deutlich häufiger vor und benötigen einen Gegenstand, an dem sie ihre vorderen Schneidezähne ablegen können. Hierfür kann beispielsweise die Futterkrippe, als auch eine andere Kante und oder ein Balken in der Box dienen. Wenn die vorderen Schneidezähne aufgelegt sind, biegen die Pferde den Hals stark durch und beginnen den Luftstrom einzuatmen. Im Gegensatz zu den Aufsetzkoppern, benötigen die Freikopper keinen Gegenstand. Stattdessen neigen sie ihren Kopf in Richtung Bauch, bevor sie ihn kraftvoll wieder zurück werfen und dabei die Luft schlucken. Generell kommen Freikopper allerdings weniger vor.
Ursachen des Koppens
Koppen ist eine Unart und tritt dann auf, wenn Pferde gelangweilt, unterbeschäftigt oder ohne jeglichen Kontakt zu anderen Artgenossen sind. In diesen Fällen suchen die Tiere nach einer neuen Beschäftigung und während sie an Kanten und Balken in der Box herum knabbern entdecken sie so den „Spaß“ am Koppen. Desweiteren hält sich hartnäckig das Gerücht, das Kopper andere Pferde anstecken, weshalb Kopper in Ställen meistens sehr unerwünscht sind. Im gesamten Verhalten neigen Pferde dazu ihre Artgenossen zu imitieren, sodass beispielsweise häufig beobachtet werden kann, dass das Wälzen eines Pferdes auf der Weide gleich das Wälzen mehrerer anderer hinterher zieht. In der Realität konnte bereits sehr häufig bestätigt werden, dass ein Pferd vor allem dann mit dem Koppen anfing, wenn ein anderer Kopper in der Nähe stand. Wissenschaftliche Beweise für diese Behauptung gibt es allerdings bislang nicht. Ein weiterer Grund für das Koppen kann eine falsche Fütterung sein. Vor allem ein Mangel an Raufutter kann fatal sein, da das Pferd dadurch einen leeren Magen hat und ein Hungergefühl aufkommt. Schnell wird das Pferd heraus finden, dass man dieses leere Gefühl im Magen mit dem Schlucken der Luft umgehen kann. Aufsetzkopper können zudem dann entstehen, wenn ein Pferd besonders viele Leckereien in die Futterkrippe bekommt. In diesen Fällen knabbern und lecken die Tiere die Krippe viel und gründlich ab – da ist der Weg zum Aufsetzen der Zähne und damit zum Koppen nicht mehr weit.
Folgen des Koppens
Koppen ist eine Verhaltensstörung, die meistens keine gravierenden Probleme in der Gesundheit mit sich führt. Allerdings kann sie dem Besitzer einige Schwierigkeiten bereiten, da sie generell sehr nervig ist und andere Stallmitglieder versuchen werden, ihr Pferd von dem Kopper fern zu halten. Desweiteren entwickeln Kopper durch das extreme Anspannen der unteren Halspartie eine stark ausgeprägt Halsmuskulatur, was teilweise sehr unförmig aussehen kann. Als tatsächlich gesundheitliches Problem ist vor allem die unregelmäßige Abnutzung der Zähne bei Aufsetzkoppern zu nennen, die dadurch eventuell bestimmte Futtermittel nicht mehr richtig zerkleinern können. Außerdem sind Kopper häufig von Magen- und Darmstörungen geplagt. Durch die Aufnahme der Luft entsteht im Magen eine regelrechte Aufgasung, die einen Blähbauch und unter Umständen sogar Koliken verursachen kann. Bislang steht allerdings lediglich fest, dass Kopper im Durchschnitt häufiger von Magen- und Darmerkrankungen geplagt werden, wohingegen ein wissenschaftlicher Beweis für die Verursachung einer Kolik noch nicht gefunden ist.
Therapie- und Heilmöglichkeiten für Kopper
Grundsätzlich gilt, dass es sehr schwierig ist, einem Kopper das Koppen wieder abzugewöhnen. Sobald das Koppen das erste Mal registriert wurde, sollte schnell gehandelt werden, da die Wahrscheinlichkeiten der Heilung im frühen Stadium deutlich höher sind, als im fortgeschrittenen. Im ersten Schritt müssen Fütterung und Haltungsbedingungen umgestellt werden.
Das Pferd braucht genügend Bewegung, Beschäftigung und einen artgerechten Umgang mit anderen Artgenossen. Außerdem muss stets dafür gesorgt werden, dass das Tier einen Zugriff auf eine ausreichende Menge an Stroh und Heu hat. Auf diesem Weg kann vermieden werden, dass das Pferd ein leeres Gefühl im Magen verspürt. Außerdem muss bei Aufsetzkoppern jeglicher Gegenstand aus der Box entfernt werden, der in irgendeiner Weise zum Aufsetzen der Zähne geeignet sein könnte. Beispielsweise kann auch die Futterkrippe auf eine Plastikkrippe gewechselt werden. Der Rand des Plastikmodells ist deutlich unstabiler und daher weniger zum Aufsetzen der Zähne geeignet. In der Praxis zeigt sich jedoch immer wieder, dass auch vielfältige Abwechslungsmöglichkeiten ein Abstellen des Koppens häufig nicht bewirken können.
Eine weitere Alternative ist die Verwendung eines Koppriemens. Dieser wird am Halsansatz am Halfter befestigt und soll verhindern, dass das Pferd die Halsmuskulatur anstrengen kann. Dieser Riemen muss dann außerhalb des Reitens immer getragen werden. Obwohl die Verwendung eines Koppriemens teilweise einen Erfolg erzielen kann, ist sie gleichzeitig mehr als umstritten. Grundsätzlich wird hierfür aus Liebe zum Tier abgeraten, da dieser Riemen die Bewegungsfreiheit des Pferdes sehr stark einschränkt und damit mit Sicherheit nicht zu einer Verbesserung des Wohlbefindens des Tieres führt. Bei besonders schweren Koppern kann über einen operativen Eingriff nachgedacht werden. Bei dieser Operation werden die unteren Halsmuskeln entfernt, die für das Koppen zuständig sind. Obwohl die Operation eine hohe Erfolgsrate hat (nahe 80 %), sind die Erfolgschancen vor allem dann hoch, wenn das Pferd noch nicht zu lange koppt. Außerdem ist der Eingriff bei Aufsetzkoppern deutlich erfolgreicher, als bei Freikoppern. Eine medikamentöse Behandlung ist nur in wenigen Fällen sinnvoll. Bislang kann man nur Antagonisten und Serotinin verabreichen. Diese Medikamente sind nicht Ursachenbekämpfend, sondern unterdrücken lediglich das Bedürfnis des Pferdes zu Koppen. Sobald die Medikamente wieder abgesetzt werden, beginnt das Pferd sofort wieder mit der lästigen Unart.
Koppen als Gewährsmangel
Koppen ist eine Verhaltensstörung, die man dem Pferd nur in den seltensten Fällen wieder abgewöhnen kann. Da die Krankheit bei manchen Pferden sehr störend sein kann, zählte Koppen bis 2002 zu den sogenannten Gewährsmängeln. Dies bedeutet, dass der Pferdeverkäufer beim Verkauf angeben musste, falls das Pferd ein Kopper ist oder nicht oder ob es bereits einen operativen Eingriff gab, um das Koppen zu bekämpfen. Nach der Gesetzesänderung ist dies heute nicht mehr der Fall. Dennoch sollte beim Pferdekauf versucht werden, so viel wie möglich über das Pferd heraus zu finden und ein Pferd nicht nur beim Reiten, sondern auch in seiner Box beobachten.
Surftipps:
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—Alle Angaben ohne Gewähr—