Arthrose beim Pferd – Wer rastet der rostet!
Arthrose ist eine degenerative Gelenkkrankheit, die vor allem bei alten Pferden auftritt.
Allerdings kann sie auch durch falsche Bewegung und Beanspruchung des Pferdes und damit durch ein Fehlverhalten des Menschen hervorgerufen werden. Mit viel Bewegung ist Arthrose meistens gut in den Griff zu bekommen.
Bei einer Arthroseerkrankung produziert der Körper nicht mehr genügend Gelenkschmiere.
Diese ist von großer Bedeutung, da sie die Reibung zwischen zwei Knochen vermeidet und diese somit sanft und schmerzfrei aneinander vorbei gleiten lässt. Im frühen Stadium der Krankheit ist zunächst nur der Gelenkknorpel betroffen und löst sich langsam auf. Im weiteren Verlauf der Krankheit werden die Knochen dadurch frei gesetzt und reiben unmittelbar aneinander. Dies verursacht den Verschleiß des betroffenen Knochens. Der Verschleiß allein kann bereits einen lähmenden Schmerz verursachen, doch häufig tritt desweiteren eine bakterielle Entzündung hinzu. Es kommt zu massiven strukturellen Veränderungen des Knochens, wie auch der Gelenkschleimhaut- und Kapsel. Im schlimmsten Fall kann eine Arthrose in der Pensionierung des Pferdes enden: das Pferd erleidet ständigen Schmerz bei jeder Bewegung und wird dadurch unreitbar.
Ursachen für eine Arthrose
Generell unterscheidet man zwischen primären und sekundären Ursachenquellen.
Die primären verursachen hierbei direkt und unmittelbar eine Arthrose.
Die sekundären hingegen resultieren aus bereits vorangegangen Krankheiten, sodass die Arthrose hier als Folgekrankheit auftritt.
Die häufigste primäre Ursache beruht auf menschlicher Fehleinschätzung, sodass das Verhältnis zwischen Beanspruchung und Leistungsfähigkeit eines Gelenks falsch eingestuft wird. Hat ein Pferd zu wenig Bewegung, so treten gleich zwei negative Folgen ein: zum einen wird nicht mehr genügend Gelenkschmiere produziert, sodass Knochen ungehemmt aneinander reiben, und zum anderen verfügt das Pferd nicht mehr über eine ausreichend starke Muskulatur. Bei harter körperlicher Arbeit und verlangter Leistung wird das Gelenk folglich zu stark beansprucht und dadurch angegriffen. Die zweithäufigste primäre Ursache für eine Arthrose ist das Altern. Hier ist das Knorpelgewebe auf natürlichem Wege abgenutzt und kann seiner Funktion nicht mehr nachkommen. Weitere primäre Ursachenquellen sind Übergewicht (zu hohe Belastung der Gelenke) und Stoffwechselschäden.
Zu den häufigsten sekundären Ursachen zählen vor allem die Fehlstellungen. Eine falsche Stellung der Hufe oder Beine, beispielsweise durch X- oder O-Beine, verursachen eine falsche Belastung der Gelenke und damit eine ungleichmäßige Abnutzung des Knorpelgewebes. Auch andere Gelenke, Wirbel oder die Hüfte können durch Verrenkungen in einer falschen Position liegen. Die Ursachenquelle für Fehlstellungen liegt hierbei in einem falschen Hufbeschlag oder Verspannungen und Verrenkungen bestimmter Muskelpartien.
Zusammenfassung der Ursachen:
- Genetische Veranlagung
- Falscher/überfälliger Hufbeschlag
- Mangelernährung
- Fehlstellungen
- Störungen des Stoffwechsels
- Alterserscheinung
- Folge einer Gelenkentzündung
- Übergewicht
- zu wenig Bewegung
- zu viel und falsche Belastung
- nicht ausreichendes Warmreiten
Symptome für eine Arthrose
Das offensichtlichste Symptom für eine Arthrose ist das Lahmen. Studien haben bewiesen, dass 70 % aller Lahmheitserkrankungen auf eine chronische Gelenkserkrankung zurück zu führen sind! Wenn das eigene Pferd also lahmt oder in einem unregelmäßigen, klammen oder stumpfen Gang läuft, ist es besonders wichtig dies zu erkennen und einen Tierarzt zu kontaktieren. Desweiteren sollte eine Bewegungsunlust, wie auch die Vermeidung von engen Wendungen als Symptom erkannt werden.
Krankheitsverlauf einer Arthrose
Die jeweilige Schmerzempfindlichkeit hängt stark vom jeweiligen Stadium der Arthroseerkrankung ab. Zunächst kann sie lange Zeit unentdeckt bleiben, sodass präventive Maßnahmen nur schwer durchsetzbar sind. Im weiteren Verlauf der Krankheit setzen dann so genannte Arthroseschübe ein. Sie sind besonders schmerzvoll und treten vermehrt in kalten und nassen Jahreszeiten auf. Das Pferd versucht durch unnatürliche und verkrampfte Bewegungen den Schmerz zu lindern. Häufig resultiert dies allerdings in Muskelverspannungen, die wiederum neue Schmerzen hervorrufen.
Behandlung und Therapie
“Wer rastet der rostet”- dieses Sprichwort gilt nicht nur für uns Menschen, sondern auch für unsere vierbeinigen Lieblinge. Viel Bewegung ist die wichtigste Methode, um einer Arthroseerkrankung sowohl vorzubeugen, als auch um ihre Schmerzausbrüche zu regulieren. Durch ständige Bewegung wird die kontinuierliche Produktion von Gelenkschmiere gefördert, sodass ein weiterer Verschleiß der Knochen vermieden wird. Desweiteren ist es wichtig, die Muskulatur des Pferdes in regelmäßigen Trainingseinheiten zu stärken und das Pferd vor starker körperlicher Anstrengung genügend warm zu reiten. Bei Pferden, bei denen bereits eine chronische Arthroseerkrankung diagnostiziert wurde, ist es besonders wichtig, auf ihre Körpersignale einzugehen: wenn das Pferd eine regelrechte Bewegungsunlust oder eine Scheu vor engen Wendungen aufweist, sollte dies vom Reiter verstanden und umgesetzt werden.
Haltung und Hufbearbeitung müssen zwingend auf die Arthrose abgestimmt werden!
In akuten Fällen muss ein Tierarzt kontaktiert werden, der ein schmerzlinderndes Medikament (meistens Cortison) spritzen kann. In manchen Fällen wird zudem eine Depotspritze verabreicht, welche für einen Zeitraum von vier Wochen die vermehrte Produktion von Gelenkschmiere anregt. Fehlstellungen können vom Hufschmied durch neue Beschläge korrigiert und damit betroffene Gelenke entlastet werden. Gegen jegliche Fehlstellungen rät sich zudem die Konsultierung eines Osteopathen, der auch Hüfte und Wirbel wieder in seine ursprüngliche Position bringen kann. Desweiteren helfen Physiotherapeuten und Akupunktur.
Die Pferde sollten die Möglichkeit einer dauernden freien Bewegung auf geraden Ausläufen zu haben. Pferde mit Arthrose haben Schwierigkeiten beim bergauf vorallem aber beim bergab gehen. Auch ist unebener Boden kontraproduktiv und schmerzhaft. Arthrose Pferde sollten sich dauernd frei bewegen können, ohne von Herdenmitgliedern gejagt zu werden. Boxenhaltung ist zu vermeiden. Eine Box mit angeschlossenem Paddock oder ein Offenstall sind ideal.
Die Fütterung
Bei der Fütterung ist es besonders wichtig auf Silage, Getreide und Weizenkleie zu verzichten. Sie alle enthalten Phosphor, was einen geregelten Knochenstoffwechsel hemmt. Generell empfiehlt es sich viel Calcium zu geben, da dieses die Knochen stärkt (beispielsweise durch Fütterung von kohlensaurem Futterkalk).
Vorsicht bei Umstellung auf Sommerweide!
Pferde, die generell von Arthrose geplagt werden, sind vor allem bei der Umstellung auf die Sommerweide besonders gefährdet. Hier ist es besonders wichtig dem Pferd zunächst nicht die Hufeisen abzunehmen. Die Eisen haben eine federnde Wirkung und schonen die Gelenke. Erst wenn das Pferd sich bereits an die viele Bewegung auf der Weide gewöhnt hat, sollte man nach Absprache mit dem Schmied die Eisen abnehmen.
Surftipps:
- Zusatzfutter Pferdehanf
- Lebererkrankung beim Pferd
- Die häufigsten Lahmheiten bei Pferden Teil 1
- Die häufigsten Lahmheiten bei Pferden Teil 2
—Alle Angaben ohne Gewähr!—
Auch unsere vierbeinigen Freunde haben schmerzhafte Erkrankungen, können aber nicht so gut darüber „reden“ wie wir Menschen, auch wenn ihre langjährigen Besitzer sie oft besser verstehen als ihren zweibeinigen Partner. 🙂 Bei Mensch wie Tier gilt jedoch eines gleichermassen: wer durch Schmerzmittel die Signale des Körpers unterdrückt, und gleichzeitig dann die urspr. schmerzenden Stellen/Gelenke bewegt/zur Bewegung „zwingt“, riskiert auch Folgeschäden, da die Warnfunktion des Schmerzes beeinträchtigt oder ausgeschaltet ist.
Kann ich mit einem an Arthrose erkrankten Pferd noch galoppieren ?